Berlin lebt auf : Als die Jagd auf die NS-Verbrecher begann
Seit ihrem ersten Erscheinen am 21. Mai 1945 greift die Berliner Zeitung Themen auf, die bis in die Gegenwart reichen. Das Haus der Wannsee-Konferenz und das Aktive Museum haben daraus eine aktuelle Ausstellung gemacht.

Die Journalistin Beate Klarsfeld kämpft seit den 1960er-Jahren dafür, dass Altnazis entlarvt und bestraft werden. Mit Itta Halaunbrenner, deren Kinder auf Befehl des damaligen Gestapo-Chefs von Lyon, Klaus Barbie, von Izieu nach Auschwitz deportiert wurden, demonstriert sie in La Paz. Barbie, der sich jetzt Klaus Altmann nennt, arbeitet für das Innenministerium der dortigen Banzer-Diktatur als Ausbilder für die Sicherheitskräfte.
1985 fordert Beate Klarsfeld in Asunción die Auslieferung des SS-Lagerarztes Josef Mengele. In Paraguay leben zahlreiche Altnazis, die von Diktator Alfredo Stroessner geschützt werden. Da Paraguay ein wichtiger Handelspartner für die Bundesrepublik ist, blendet die Politik dies aus.
Die Berliner Zeitung berichtet am 23. Mai 1945
Fahndung nach Kriegsverbrechern: 20 Spezialabteilungen der amerikanischen Armee, besonders ausgebildet im Fahndungsdienst, sind jetzt dabei, im ganzen befreiten Europa deutsche Kriegsverbrecher dingfest zu machen.
Flucht von NS-Tätern
Berlin - Am Ende des Krieges entziehen sich Tausende Täterinnen und Täter ihrer Verantwortung, indem sie, oft mit falschen Dokumenten, in alle Welt fliehen. Dabei wählen sie meist Länder, in denen es deutsche Gemeinden gibt und während der zurückliegenden Jahre starke Auslandsorganisationen der NSDAP. Einige werden von den Alliierten angeworben, um für deren Geheimdienste in Staaten zu arbeiten, wo sich linksgerichtete Befreiungsbewegungen organisieren. Auch der Bundesnachrichtendienst kennt viele Aufenthaltsorte von ehemaligen NS-Verbrechern.

Manche Täter führen ein bürgerliches Leben, andere mischen sich in die Politik ein. Die meisten treten offen mit ihren ideologischen Überzeugungen auf und beeinflussen andere. Für emigrierte Jüdinnen und Juden und Überlebende des systematischen Massenmords ist dieses Auftreten unerträglich. Ihre Anliegen werden aber selten berücksichtigt.
Kaum ein Täter wird nach Deutschland oder Europa ausgeliefert.


Chronik
1946
Flucht von Walther Rauff, Gruppenleiter des Reichssicherheitshauptamtes, aus einem italienischen Internierungslager
1947
Anwerbung von Klaus Barbie durch den US-Geheimdienst
1950
Flucht von Adolf Eichmann nach Südamerika
1958
Anwerbung von Walther Rauff durch den Bundesnachrichtendienst
1960
Entführung von Adolf Eichmann von Argentinien nach Jerusalem
1962
Hinrichtung Adolf Eichmanns in Ramla bei Tel Aviv
1966
Anwerbung von Klaus Barbie durch den Bundesnachrichtendienst
1979
Tod von Josef Mengele in Brasilien
1983
Verhaftung von Klaus Barbie in La Paz/Bolivien und Auslieferung nach Frankreich
1984
Tod von Walther Rauff in Chile

Texte und Bilder sind größtenteils aus der gemeinsamen Ausstellung Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz und Aktives Museum, Am Großen Wannsee 56-58, 14109 Berlin. Öffnungszeiten montags bis sonntags 10 bis 16 Uhr. Die Tafeln sind auch im Foyer des Berliner Verlags, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin, bis zum 30. Juni in der Zeit von 10 bis 15 Uhr zu sehen.