Stahlhelme als Rohstoff zur Herstellung dringend benötigter Küchengeräte.&nbsp;<br>
Quelle: Stiftung Stadtmuseum Berlin / Eva Kemlein/ Reproduktion: Friedhelm Hoffmann, Berlin
Stahlhelme als Rohstoff zur Herstellung dringend benötigter Küchengeräte. 

Berlin - Vom ersten Tag an war Eva Kemlein dabei. Ein Riesenglück für die Berliner Zeitung in den ersten Tagen und Wochen nach der Gründung. Die (nicht religiöse) jüdische Fotografin, die sich im Widerstand engagiert hatte, dann im Untergrund lebte, zuletzt in einem Schöneberger Keller, hatte ihr wichtigstes Arbeitsmittel durch die Bombennächte gerettet: ihre Leica.

Kaum hatte die Rote Armee Berlin – und somit auch die 36 Jahre alte Frau – befreit, zog sie los: In den Trümmerbergen hielt sie auf ihren Fotos das Bild der Stadt fest. Sie fotografierte den Alltag, die Menschen in ihrem Bemühen, wieder eine Art Normalität herzustellen. Sie machte auch das Foto vom Verkauf der ersten Ausgabe: Menschen drängen sich um eine Zeitungsverkäuferin, die am 21. Mai 1945 die ersten Exemplare der Berliner Zeitung in den Händen hält.

Zwei Tage zuvor war Kemlein auch bei einem der ersten bedeutenden politischen Ereignisse nach dem Krieg dabei gewesen und hat historische Dokumente im wahrsten Sinn des Wortes erzeugt. Als am 19. Mai 1945 Stadtkommandant Generaloberst Nikolai Bersarin einen neuen Berliner Magistrat als Stadtregierung einsetzte, machte sie im Gebäude der Berliner Feuerwehr in der Parochialstraße, dem provisorischen Sitz der Stadtverwaltung, nicht nur die üblichen Protokollbilder.

Sie fing auch Szenen ein, die bald darauf nicht mehr vorstellbar waren.  So belegt eine Aufnahme, wie der kommunistische Politiker Walter Ulbricht mit dem im nationalsozialistischen deutschen Film berühmt gewordenen Schauspieler Heinz Rühmann ein offenbar ernstes Gespräch führt. Soweit man weiß, ging es darum, Gemeinsamkeiten für die Neugestaltung des kulturellen Lebens in Berlin zu erkunden. Eine Konstellation, die bald darauf so nicht mehr vorstellbar war.

Eva Kemlein (1909–2004), Berlinerin durch und durch, hinterließ nach dem Fall der Mauer ihre immense Fotosammlung und ihr Archiv der Stiftung Stadtmuseum. Diese stellte uns die hier gezeigten Fotos zur Verfügung und machte so die kleine Hommage an „unsere“ erste große Fotografin möglich.