Aber nur, wenn sie direkt der Lehre zugute kommen: Studenten-Mehrheit ist für Studiengebühren

Es blubbert, zischt und kracht. Ein Chemie-Professor lässt Trockeneis wabern. An allen Ecken der Stadt trifft man Studenten. Sie dichten, lesen, würfeln, flitzen und hungern - alles für die Bildung. Für Sonnabend kündigen sie Demos in Berlin, Frankfurt am Main und Leipzig an - gegen Kürzungen und Studiengebühren in jeglicher Form. Nirgends sonst scheint die Trennlinie so scharf wie beim Thema Studiengebühren: auf der einen Seite die streikenden Studenten, auf der anderen Seite die Westerwelles, Merkels, Wowereits und jene Uni-Rektoren, die allgemeine Gebühren fordern.Doch eine Front gibt es längst nicht mehr. Am Donnerstag wurde eine Forsa-Umfrage veröffentlicht, nach der 59 Prozent der deutschen Studenten einer Studiengebühr von 500 Euro pro Semester zustimmen würden, wenn sie direkt der Hochschule zugute käme. Eine weitere Bedingung sei, dass die Gebühr erst nach dem Ende des Studiums fällig werde, wenn eine gewisse Einkommensgrenze überschritten werde. Vor drei Jahren noch sprachen sich zwölf Prozent weniger Studenten dafür aus. Die Forsa-Umfrage entstand im Auftrag des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Diese hatten ein Modell entwickelt, nach dem Studenten ein Darlehen aufnehmen können, um mit 500 Euro pro Semester ihren Beitrag zur Finanzierung der Uni zu leisten - rückzahlbar später, je nach Einkommen (die Privatuni Witten-Herdecke setzt hierfür 15 400 Euro pro Jahr an). "Learn now, pay later" heißt das in Australien. Es gibt Leute, die ein solches Modell ablehnen, weil es ja doch zu unsicher sei. Man wisse schließlich vorher nicht, wie viel jemand später verdiene. Dennoch kursieren immer neue Finanzierungsmodelle - ob die streikenden Studenten das wollen oder nicht.Doch die Umfrage zeigt auch, dass Deutschland noch gar nicht reif für Studiengebühren ist. Denn die Bedingungen dafür sind klar benannt: 94 Prozent der Studierenden lehnen Gebühren ab, wenn sie nicht der Verbesserung ihres Studiums dienen. Dafür aber bieten die Unis noch lange keine Gewähr. Alles Geld wird von ihnen zum Löcherstopfen benutzt. Professoren werden weder für gute Lehre belohnt noch für schlechte zur Verantwortung gezogen. Und die Finanzminister stehen schon bereit, um den Unis die Gebühren bereits im Vorfeld abzuknöpfen.