Air-France-Chef Blanc tritt aus Protest zurück

Fluglinie soll nach dem Willen der Regierung mehrheitlich in staatlicher Hand bleiben PARIS, 5. September. Der Vorstandschef der französischen Fluggesellschaft Air France, Christian Blanc, hat seinen Rücktritt angekündigt. Der 55jährige zog damit am Freitag in Paris die Konsequenzen aus einem Streit mit der neuen Linksregierung, die die ursprünglich noch für dieses Jahr geplante Privatisierung der Fluglinie ablehnt und offenkundig eine Teilprivatisierung anstrebt.Der geschäftsführende Sozialistenchef Francois Hollande ­ ein enger Vertrauter von Premierminister Lionel Jospin ­ sagte, die traditionsreiche Fluggesellschaft solle zumindest zu 51 Prozent in staatlicher Hand bleiben. Die rechtsbürgerliche Opposition reagierte auf den Rücktritt Blancs mit scharfer Kritik an der Regierung. Die Linke hatte nach ihrem Wahlsieg vor drei Monaten alle Privatisierungsprojekte auf Eis gelegt.Seit Blanc im Oktober 1993 die Führung der traditionsreichen Fluglinie übernommen hatte, war es ihm durch einen harten Sanierungskurs gelungen, das Staatsunternehmen nach jahrelangen Verlusten wieder in die Gewinnzone zu bringen. Jospin äußerte deshalb den Wunsch, daß Blanc "seine Mission im Rahmen der Richtlinien fortsetzt". Eine Privatisierung stehe aber "nicht auf der Tagesordnung".Blanc entgegnete, Air France sei mittlerweile "die letzte große westliche Fluggesellschaft im Staatsbesitz". Unter diesen Bedingungen sei er nicht bereit, im Amt zu bleiben. Eigentlich war die Entscheidung über Blancs Zukunft erst am nächsten Freitag bei einer Sitzung des Air-France-Verwaltungsrats erwartet worden. Dann soll durch die Fusion aus der bisherigen Air France und der Inlandsfluglinie Air Inter eine neue Groupe Air France entstehen. Wie Blanc am Freitag ankündigte, wird die Air-France-Gruppe das im kommenden März zu Ende gehende Geschäftsjahr vermutlich mit einem Nettogewinn in der Größenordnung von einer Milliarde Franc (knapp 300 Millionen Mark) abschließen. Das wäre doppelt soviel, wie zunächst angenommen.Im vorigen Geschäftsjahr hatte die Gesellschaft erstmals wieder ein Plus von 394 Millionen Franc (knapp 118 Millionen Mark) eingeflogen. Blanc wollte die Air-France-Gruppe dagegen noch vor der Liberalisierung des europäischen Flugverkehrs am 1. Januar 1998 privatisieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Er machte insbesondere geltend, daß die Gruppe sonst keine internationalen Allianzen eingehen könne. (AFP)