Åke Sellström in Syrien: Aufklärer im Wartestand

Der UN-Generalsekretär tat das, was er immer tut: Er lächelte, auch während er sprach. Er habe volles Vertrauen in die Integrität und Unabhängigkeit des Experten, sagte Ban Ki Moon.

„Doktor Sellström und seine Fachleute stehen bereit und können ihren Einsatz innerhalb von 24 bis 48 Stunden beginnen.“ Åke Sellström, Naturwissenschaftler und Chemiewaffen-Spezialist aus Schweden, stand schweigend daneben.  Das war vor vier Monaten im Uno-Hauptquartier in New York.

Seit ein paar Tagen nun sind Sellström und seine Leute endlich in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Sie sollen im Auftrag der Uno untersuchen, ob im syrischen Bürgerkrieg Giftgas eingesetzt worden ist.

Monatelang zögerte Diktator Baschar al-Assad den Beginn der Mission hinaus. Schließlich willigte er  unter Bedingungen ein. So kommt es, dass Sellströms 20-köpfiges Inspektorenteam nun zwar in Syrien ist, sich bis auf weiteres aber nicht der Frage zuwenden darf, die die Weltgemeinschaft am meisten interessiert:   Hat es am Mittwoch tatsächlich ein Giftgas-Massaker im Umland von Damaskus mit mehreren Hundert Toten gegeben? Die syrische Opposition behauptet dies und macht dafür Assads Militär  verantwortlich. Das Regime weist die Vorwürfe zurück.

Den UN-Inspektoren sind hier die Hände gebunden: Ihr Mandat bezieht sich auf weiter zurückliegende Vorfälle. Sie  dürfen auch nur drei festgelegte Orte für ihre Nachforschungen aufsuchen. Die Schauplätze des mutmaßlichen Massakers von Mittwoch gehören nicht dazu. Für eine Erweiterung des Mandats wären Assads Zustimmung oder ein Beschluss des UN-Sicherheitsrats notwendig. Beides lässt auch sich warten.

Es ist das übliche Getrickse und Geschiebe. Åke Sellström, Jahrgang 1948,  erlebt es nicht zum ersten Mal. In den 1990er Jahren überwachte er im UN-Auftrag die Zerstörung der irakischen Chemiewaffen. Später war er an der Nachfolgemission beteiligt, die sicherstellen sollte, dass sich der damalige irakische Diktator Saddam Hussein nicht erneut Massenvernichtungswaffen beschafft. Der machten zunächst Saddam und später dann die USA das Leben schwer. Seit 2006 arbeitet  Sellström an einem Universitätsinstitut im  nordschwedischen  Umeå, das die Wirkung von chemischen und biologischen Kampfstoffen erforscht. Er ist der Mann, der die Welt darüber aufklären könnte, was in Syrien wirklich geschieht.  Wenn andere ihn denn ließen.