Alexander Wewerka verlegt in einer kleinen Hinterhofwohnung Bücher in kleiner Auflage: Spinnweben im Kopf
Warum tun Sie sich das an, fragte der Steuerberater eines Tages seinen Klienten Alexander Wewerka, gehen Sie doch wieder in den Buchhandel, dann sind Sie die Geldsorgen los. Seitdem kümmert sich ein anderer um die Finanzen des Verlegers. Der Chef des Alexander Verlags braucht keine demoralisierenden Standpauken, sondern Verständnis dafür, dass bei ihm eben "das Lustmoment stärker ist als das Vernunftmoment".Wäre das nicht so, hätte der gelernte Buchhändler wohl kaum seit 17 Jahren seinen eigenen Verlag, hätte nicht 15 Jahre lang als Statist im Schiller Theater geschauspielert, um etwas dazuzuverdienen. Er hätte nicht zweimal Lager, Schreibtische und Computer aus seiner Charlottenburger Wohnung heraus- und wenig später wieder hineingetragen - weil er sich die Miete für das Büro doch nicht leisten konnte. Vor kurzem hat Wewerka den Verlag zum dritten Mal ausgelagert, in eine Hinterhofwohnung. "Mal sehen, wie lange es diesmal hält", sagt er.Immerhin: Nebenjobs muss er seit drei Jahren nicht mehr annehmen. Ein überschaubarer aber treuer Kundenkreis aus Akademikern, Studenten und Regisseuren kauft die Bücher, die in einer Auflage von 1 000 bis 3 000 Stück erscheinen. Ein kleiner Verlag braucht ein Spezialgebiet, das hat Wewerka gelernt. Der Alexander Verlag gilt inzwischen als einer der wichtigsten für Texte zum Theater. Seit einiger Zeit hat er das Programm um Filmbücher erweitert. Die erfolgreichsten unter den rund 100 Büchern, die er bis jetzt herausgebracht hat, sichern das Überleben des Verlags. "Der leere Raum" von dem Theaterregisseur Peter Brook, gehört dazu. Dass er von den Werken unbekannter Schriftsteller die Finger lassen muss, weiß Wewerka spätestens seit seinem ersten Buch. 500 Mal ließ er die Gedichte einer Freundin drucken, "ich war sicher, das wird ein Erfolg". Die halbe Auflage liegt immer noch in seinem Keller. Weil ihm aber auch Werke wichtig sind, die nicht in seine Nische passen und es der Traum jedes Verlegers sei, den Lesern "die Spinnweben im eigenen Kopf" zu vermitteln, hat er die Reihe "Zeichen" geschaffen. Dort bringt er auch mal Liebeslieder der Berber heraus.Dass nun ausgerechnet das Kulturkaufhaus Dussmann eine Kleinstverleger-Messe veranstaltet, wundert Wewerka. Denn die großen Buchläden seien das Verhängnis der kleinen Verlage: Sie stellen deren Bücher gar nicht erst in die Regale, bestellen sie nur auf Anfrage eines Kunden. Dussmann hat angekündigt, die "Publikumsrenner" der kleinen Messe in sein Sortiment aufzunehmen. Wewerka setzt lieber auf das Internet, "die Rettung für alle, die was abseits des Mainstreams machen". Seine Bücher verkauft er nun auch in Amerika. Im Internet unter:www.alexander-verlag.com.BUCHMESSE 30 Verlage // 30 Berliner Kleinstverlage stellen sich vom 13. bis 15. April in der Lobby des Kulturkaufhauses Dussmann, Friedrichstraße 90, Mitte, vor.Die Messe ist jeweils von 12 bis 19 Uhr geöffnet, die Verleger sind am Stand.BERLINER ZEITUNG/KARL MITTENZWEI Alexander Wewerka in seiner 120 Quadratmeter großen Wohnung, in der bis vor kurzem auch sein Alexander Verlag untergebracht war.