An den Erbauer wird nur noch das Foyer erinnern: Sanierung des "Babylon" hat begonnen: Der Kinosaal erhält das Gold und den Stuck zurück
Sechs Jahre, nachdem der große Kinosaal wegen Einsturzgefahr geschlossen werden mußte, haben die Sanierungsarbeiten im Babylon-Kino am Rosa-Luxemburg-Platz begonnen. Seit im August 1993 der Putz von der Saaldecke des denkmalgeschützten Gebäudes gebrökkelt war, hatten die Mitglieder des Betreiber-Vereins "Berliner Filmkunsthaus Babylon" auf diesen Moment hingearbeitet. Erst passierte jahrelang nichts, weil die Eigentumsfrage noch nicht geklärt war. Anschließend mußte erst einmal die Finanzierung geklärt werden.Damit das Gebäude in der Zwischenzeit nicht in sich zusammenstürzte, wurde im Innern des großen Saales ein Baugerüst errichtet, das Decke und Wände abstützte. Den Kinobetrieb konnte allerdings auch der gesperrte Vorführraum nicht lahmlegen. Die "Babylonier" verwandelten nämlich das Foyer in einen provisorischen Vorführraum mit 68 Plätzen. Der Nachteil: Um dem Geschehen auf der Leinwand folgen zu können, müssen die Zuschauer den Kopf weit in den Nakken legen.Das Provisorium müssen Gäste des Programm-Kinos noch bis 2001 aushalten vorausgesetzt, die Sanierung läuft nach Plan. Dann werden wieder 430 Zuschauer im Parkett und in den Logen des Saales Platz finden. Gleich zwei Leinwände soll es in dem neuen Kino geben. Eine große für moderne Breitwand-Filme, die beiseite geschoben werden kann. Dahinter eine zweite, für kleinformatige Filme aus den 20er und 30er Jahren. Stummfilme können dann auf der 70 Jahre alten Kino-Orgel begleitet werden, die seit November 1996 wieder spielbereit ist, oder von einem ganzen Orchester. Zu diesem Zweck wird auch der Orchestergraben vor der Bühne wieder geöffnet. Die Gesamtkosten der Restaurierung werden sich nach Schätzungen von Architekt Jochen Römers, Mitglied im Betreiberverein, auf fünf bis acht Millionen Mark belaufen. 40 Prozent davon übernimmt die Eigentümerin, die Industriebau AG. Den Rest teilen sich Land und Bund.Den Originalzustand wird das Kino, das der Berliner Architekt Hans Poelzig 1928 im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut hat, allerdings nicht mehr erreichen. Ein Babylon-Besuch wird künftig zur Reise durch verschiedene Baustile. Als einziger Raum wird das Foyer im nüchternen Geschmack seines Erbauers Poelzig wiederhergestellt. Im Kinosaal wird dagegen die plüschige Atmosphäre mit Stuck und Goldverzierungen erhalten, die die sowjetischen Besatzer dem Kino 1948 verpaßt hatten. Die Kassenhalle schließlich wo einst der von Erich Mielke 1931 angeschossene Polizist verblutete bleibt, wie sie jetzt ist: ganz im Stil der 50er Jahre.