An der Bernauer Straße entsteht ein "Fenster des Gedenkens". Eröffnung ist am 21. Mai: Eine Stahlwand erinnert an die Mauertoten

Die Stahlwand wirkt neu, einige Stellen glänzen, die Spuren vom Schweißen sind gut zu erkennen. Zwölfeinhalb Meter breit ist die Wand - und 2,70 Meter hoch, so hoch wie die Berliner Mauer einmal war. Die neue Stahlwand wurde am Freitag an der Bernauer Straße aufgestellt und gehört zum Denkmalensemble, das dort entsteht. "Die Wand ist ein Herzstück der Ausstellung. Mit dem Fenster des Gedenkens wird an die Todesopfer der Berliner Mauer erinnert", sagt Gerhard Sälter von der Gedenkstätte.162 rechteckige Öffnungen gibt es in der Stahlwand. In 105 Nischen werden Glastafeln mit den Porträtfotos von Mauertoten zu sehen sein. In weiteren 23 Öffnungen gibt es nur graue Glastafeln, weil von diesen Maueropfern keine Fotos mehr existieren. Unter den Nischen sind die Namen und Lebensdaten der Opfer in den Stahl graviert, die letzten der 128 Mauertoten waren Chris Gueffroy (21.6.1968-5.2.1989) und Winfried Freudenberg (29.8.1956- 8.3.1989). Die übrigen Öffnungen sind mit kleinen Stahlplatten ausgefüllt. Die "Blindfenster" sollen zeigen, dass es möglicherweise weitere Maueropfer gibt. Es werde weiter geforscht, sagt Pfarrer Manfred Fischer von der Versöhnungsgemeinde, deren Kirche einst im Mauerstreifen stand und von der DDR 1985 gesprengt wurde.Die Ausstellung zum 1,3 Kilometer langen Mauerabschnitt entlang der Bernauer Straße nimmt damit immer mehr Gestalt an. Im vergangenen Jahr wurde zum 20. Jahrestag des Mauerfalls bereits ein Infopavillon sowie der Park am Nordbahnhof fertiggestellt. Am 21. Mai nun wird der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) den ersten Abschnitt der Open-Air-Ausstellung zwischen Nordbahnhof und Ackerstraße samt Fenster der Erinnerung eröffnen. "Die Besucher kommen aus dem Pavillon und können über den ehemaligen Postenweg durch den Mauerstreifen gehen", sagt Fischer. Außer der 212 Meter langen Originalmauer sind dort Reste der Hinterlandmauer erhalten. Der Mauerverlauf wurde mit drei Zentimeter dicken Stangen aus Corten-Stahl nachgebildet, ebenso erinnern rostige Stahlbänder an den Verlauf des Signalzauns, wie es das Konzept für die Gedenklandschaft vom Berliner Büro Sinai vorsieht. Freigelegt wurden die Reste der alten Friedhofsmauer und die früheren Kriegsgräber wurden markiert. Blank wird das Metall der Erinnerungswand für die Mauertoten aber nicht bleiben. "Ein Regenschauer, dann rostet auch sie", sagt Sälter.------------------------------Karte: Die Mauer an der Bernauer StraßeFoto: Erinnerung an 128 Mauertote - die Gedenkwand. Für die acht getöteten DDR-Grenzsoldaten gibt es eine extra Stele.