An dieser Stelle erinnern wir an Fernsehsendungen vergangener Jahr- zehnte. Diesmal: Fernsehkoch Kurt Drummer empfiehlt DDR-Fernsehen: Immer wieder Schnippelsuppe

Kochsendungen haben im Fernsehprogramm heute einen so festen Platz wie die Nachrichten. Kolja Kleeberg, Ralf Zacherl oder Johann Lafer braten und sotten für Zuschauer, die nie in ihre teuren Restaurants gehen würden. Es gibt kaum noch Promis, die sich nicht schon mal bei Alfred Biolek eine Schürze umgebunden haben. Doch der ausdauerndste deutsche Fernsehkoch hätte sicher keinen Unbefugten in seiner Küche geduldet und ein "Kochduell" für völlig abwegig gehalten. Kurt Drummer stand 25 Jahre lang, von 1958 bis 1983, vor den Kameras des DDR-Fernsehens und stellte in über 600 Sendungen "Fernsehkoch Kurt Drummer empfiehlt" mehr als 2 000 Gerichte vor. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Erzgebirgler gab einen wahren Musterkoch ab. Die Kochmütze saß stets korrekt, die Küche wirkte sachlich bis keimfrei, seine Wortwahl schien aus einem Lehrbuch zu stammen. Kurt Drummer war kein Entertainer wie sein früheres West-Pendant Clemens Wilmenrod - dafür konnte man seine Gerichte problemlos nachkochen. Dabei war die kulinarische Mission des DDR-Fernsehkochs durchaus heikel: Während die Kollegen im Westen bald aus dem Vollen schöpfen konnten, musste sich Drummer auf einen überschaubaren Vorrat an Zutaten beschränken und sie immer wieder neu kombinieren. Als er 1958 zum ersten Mal vor einer Kamera kochte, waren gerade erst die Lebensmittelmarken abgeschafft worden. Immer wieder durchkreuzten "Versorgungsengpässe" seine Arbeit. Empfahl er Hering, weil ihm die Volkseigene Flotte einen guten Fang signalisiert hatte, wurden garantiert die Zwiebeln im Lande knapp. Exotisches Gemüse war rar, Zucchini wurden auch später nur für Interhotels und den Export angebaut. Auch deshalb warb Kurt Drummer in seiner Sendung, die seit 1961 alle zwei Wochen lief, hartnäckig für die heimatliche Küche. Wenn er doch einmal in die Fremde aufbrach, dann in die Küche der "Bruderländer". Gerichte wie Leskovacer Tschewaptschitschi, Kaninchengüvetsch auf rumänische Art oder Moskauer Mitternachtssüppchen ließen bei den Zuschauern Urlaubserinnerungen aufkommen. Suppen und Eintöpfe waren die Spezialität Drummers, nicht nur in seiner Sendung. Selbst an renommierten Häusern ließ der Chefkoch der Interhotels die "Schnippelsuppe" auf den Speiseplan setzen. 1983 verabschiedete sich Kurt Drummer aus seiner TV-Küche im Ostseestudio Rostock. Er kochte weiter in den DDR-Interhotels und kümmerte sich um die DDR-Staatsbanketts. Nach der Wende gab er im Chemnitzer Lokalfernsehen und seiner Heimatzeitung wieder Kochtipps. Vor drei Jahren starb Kurt Drummer im Alter von 72 Jahren.ARCHIV BERLINER VERLAG Fernsehkoch Kurt Drummer.