Analyse: Wiederaufbau der alten Strecke rechnet sich: Schneller per Bahn von Berlin nach Usedom

Auch in dieser Badesaison bietet die Deutsche Bahn (DB) wieder eine direkte Zugverbindung zwischen Berlin und Usedom an. Mit dem Usedom-Express sind fast alle Badeorte der Ostsee-Insel vom 12. Mai bis 3. Oktober zweimal wöchentlich ohne Umsteigen erreichbar - von Zinnowitz bis Ahlbeck. Doch vom Hauptbahnhof in Berlin bis zur Endstation im polnischen Swinoujscie (Swinemünde) braucht der Zug mehr als vier Stunden. Diese Fahrzeit ließe sich halbieren, sagt ein überparteiliches Aktionsbündnis, dem Deutsche und Polen angehören. Die Bürger fordern, die 1945 unterbrochene kürzeste Strecke von Berlin nach Usedom wieder aufzubauen. Eine Nutzen-Kosten-Analyse, die von der Bahntochter DB International im Auftrag der Usedomer Bäderbahn erarbeitet wurde, gibt ihnen nun Rückenwind.Früher bogen die Usedom-Züge kurz vor Anklam bei Ducherow von der Hauptstrecke ab und fuhren über die Karniner Hubbrücke auf die Insel. Doch am 29. April 1945 kam das Ende: Die Wehrmacht ließ die Brückenüberbauten sprengen. Später wurden die Gleise zwischen Ducherow und Swinemünde abgebaut. Seitdem müssen Bahnreisende einen Umweg über Züssow fahren. Bis zu 140 Millionen Euro würde es kosten, die alte Gleisverbindung wieder herzustellen. "Doch das Gutachten von DB International zeigt, dass dies wirtschaftlich wäre," sagte Günther Jikeli vom Aktionsbündnis Karniner Brücke.Denn selbst im ungünstigsten Fall würde der Nutzen-Kosten-Faktor 2,60 betragen. Das bedeutet: Jeder Euro, der in den Bahnbau investiert wird, würde einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 2,60 Euro bringen. Je nachdem, wie viel Güterverkehr vom und zum Ostseehafen Swinemünde über die Strecke geleitet würde, ließe sich der Faktor auf 9,62 steigern. Ein vorangegangenes Gutachten, das den Wiederaufbau mit dem Faktor 0,73 als unwirtschaftlich bewertete, hatte den Frachtverkehr nicht berücksichtigt.In Berlin setzt sich Herbert Gellhorn, der in Swinemünde geboren worden ist, für den Wiederaufbau der Bahnlinie ein. Er hat nun Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Brief gebeten, die "Zukunftsinvestition" zu unterstützen.