Arabische Diplomaten besichtigten das Gebäude: Deutschlands älteste Moschee verfällt

Die Minarette sind marode, der Putz bröckelt ab. Obwohl es 150 000 Muslime in Berlin gibt, fehlt das Geld zur Restaurierung der ältesten Moschee in Deutschland. Gestern überzeugten sich Diplomaten aus 14 arabischen Staaten sowie Vertreter der Arabischen Liga und der Palästinensischen Generaldirektion vom Zustand des Gebäudes im Berliner Bezirk Wilmersdorf.Die Moschee in Wilmersdorf ist in den Jahren 1924 bis 1927 von türkischen Bauarbeitern mit Spendengeldern errichtet worden. Jedes Jahr müssen die Gläubigen etwa 50 000 Mark für den Unterhalt des Gebäudes im indischen Mogulstil aufbringen.In den 70er Jahren wurde die Moschee aus Mitteln der Deutschen Klassenlotterie restauriert. Nicht aber die Minarette und das Nebengebäude, das als Gemeindehaus dient. Mindestens 1,8 Millionen Mark sind nötig, um die Minarette vor dem Verfall zu bewahren. Eine Funktion haben sie allerdings nicht: Denn in Deutschland ist es nicht gestattet, die Gebetszeit für die Gläubigen auszurufen. Bundespräsident Roman Herzog hat sich dafür eingesetzt, daß die Türme erhalten werden.Die Moschee an der Brienner Straße gehört der kleinen, reformatorischen Ahmadijja-Bewegung, die in Pakistan gegründet wurde. Mit Ausnahme von Imam Saeed Ahmed Chaudhry bekennt sich jedoch keiner der etwa 50 Gläubigen aus der Türkei, Afrika und Pakistan, die sich hier jeden Freitag zum Gottesdienst versammeln, zu dieser Glaubensrichtung."Wir sind offen für alle", sagt Olaf Berger. Der 38jährige Deutsche, der mit 14 Jahren zum Islam übergetreten ist, bekennt sich zum Sunnitentum, der größten muslimischen Glaubensgemeinschaft. Er predigt in der Wilmersdorfer Moschee."Wir sind politisch unabhängig", sagt Berger. "Fanatiker haben hier keine Chance." Die Aufgabe der Ahmadijja-Bewegung sei, die westliche Welt über den Islam zu informieren. In Berlin gibt es übrigens nur zwei Moscheen - die andere steht am Columbiadamm. Die meisten Gläubigen versammeln sich darum zum Gottesdienst in den etwa 30 Gebetsräumen der Stadt.Gestern besichtigten Diplomaten das Gebäude. Ihre blankgeputzten Lederschuhe zogen sie der Sitte entsprechend im Vorraum aus. Möglicherweise werden einige von ihnen in Zukunft öfter hierherkommen.Die Botschafter waren am Vormittag auf Einladung des Senats auf einer Stadtrundfahrt, um sich geeignete Objekte für ihre neuen Residenzen in der Bundeshauptstadt anzuschauen. Die hohen Immobilienpreise sind ihr Hauptproblem. Im Gespräch ist darum, daß sich einige Länder zusammenschließen, um ein größeres Objekt gemeinsam zu nutzen. Die Diplomaten verließen das Gotteshaus bereits nach einer viertel Stunde wieder - ohne zu beten. Am Nachmittag waren sie zu einem Empfang beim Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen geladen. +++