Auf dem ehemaligen Fabrikgelände wurden die ersten Glühlampen Deutschlands produziert: Neue Firmen und Geschäfte in den Osramhöfen
Dass das Gewerbezentrum an der Seestraße eigentlich "Forum und Carrée Seestraße" hieß, wussten nur wenige Weddinger. Für die meisten war das Areal mit den mehrstöckigen Backsteingebäuden stets das Osramgelände, benannt nach der Glühlampenfirma Osram. Diesen Namen behielt es auch, nachdem das Unternehmen große Teile seiner Produktion an den Nonnendamm nach Spandau verlegt hatte. Am vergangenen Donnerstag wurde das Carrée nun in "Osramhöfe" umbenannt.In die historischen Werkhallen und Fabrikgebäude sind mittlerweile Supermärkte, Boutiquen, das Arbeitsamt Nord und das Berufsausbildungszentrum des SOS-Kinderdorfs gezogen. Hier sitzen inzwischen 61 verschiedene Firmen, 3 000 Menschen kommen jeden Tag zum Arbeiten hierher. "90 Prozent der 80 000 Quadratmeter großen Fläche sind bereits vermietet", sagt Susanne Tattersall, die Geschäftsführerin der THG-Immobilien-Verwaltung. Das Unternehmen kaufte vor zwei Jahren die denkmalgeschützten Fabrikgebäude und baute sie für einen dreistelligen Millionenbetrag in Büros und Geschäfte um. Die Lampenfirma Osram hat hier weiterhin ein rund 5 000 Quadratmeter großes Werk, in dem ungefähr 300 Beschäftigte arbeiten. Als "epochale Sensation" gefeiertDie Geschichte des traditionsreichen Weddinger Osramwerks reicht zurück bis zum Anfang des Jahrhunderts. 1904 ließ der Unternehmer Sigmund Bergmann an der Seestraße eine Glühlampenfabrik errichten, um die "Bergmann sche Metallfadenlampe" herzustellen eine Glühlampe. Bergmann hatte 1879 gemeinsam mit Thomas Alva Edison in den Vereinigten Staaten die erste Glühlampe erfunden, was auf der Pariser Weltausstellung von 1881 als "epochale Sensation" gefeiert wurde. Bereits sechs Jahre nach der Gründung wurden jeden Tag 16 000 Metallfadenlampen in der Weddinger Fabrik hergestellt. Damit gehörte Bergmanns Unternehmer zu den größten Arbeitgebern im Bezirk. Zu Hochzeiten arbeiteten hier 5 500 Menschen", sagt Walter Greiner, der ehemalige Direktor von Osram. Wieder neun Jahre später, 1919, entstand aus den Bergmann-Werken das Unternehmen Osram. Dazu schlossen sich die Glühlampenabteilung von Siemens, von AEG und der Auer-Gesellschaft zusammen. Während des Zweiten Weltkriegs allerdings wurden die Weddinger Werke erheblich zerstört. "Ein großer Teil der Lampenproduktion wurde 1988 in die Siemensstadt verlegt", sagt Greiner.Heute, 95 Jahre nach Errichtung der Backsteinbauten, können sich Interessierte die "Osramhöfe" auch im Internet anschauen. Außerdem finden sich unter der Adresse "www.osramhoefe.de" eine Mieterdatenbank, in der Inhaber, Öffnungszeiten und Telefonnummer der Firmen auf dem Gelände angegeben sind.