Vor 75 Jahren in Berlin: Als in Wedding die Erde bebte
13. März 1948: Zum wiederholten Mal versuchen französische Experten, den Hochbunker im Volkspark Humboldthain zu sprengen. Wird es ihnen gelingen?

Berlin, Sonnabend, 13. März 1948. Dieses Mal muss das Monstrum klein beigeben, dieses Mal wollen die Sprengmeister an alles gedacht haben. Ein Ungetüm aus 10.000 Tonnen Stahl und 100.000 Tonnen Beton, bis zu 42 Meter hoch, soll endgültig zu Fall gebracht werden: der Flakturm im Humboldthain.
Auf persönlichen Befehl Hitlers war im September 1940 mit der Planung von Flaktürmen in Berlin begonnen worden, um die Bevölkerung im Innenstadtbereich gegen Bombenangriffe zu schützen. Britische Flugzeuge hatten einen Monat zuvor erstmals Berlin bombardiert.
Bis zum Frühjahr 1942 bauten Fremdarbeiter, Zwangsverpflichtete und Kriegsgefangene drei Flaktürme: am Zoo, im Friedrichshain und im Humboldthain in Wedding. Die oberen beiden Geschosse trugen schwere und leichte Flugabwehrkanonen (Flak), letztere zur Abwehr von Tieffliegern. Darunter befanden sich die Mannschafträume, ein Lazarett, eine Kantine und auch eine Forschungsstätte. Zwei weitere Geschosse boten offiziell 45.000 Zivilisten Platz – es suchten und fanden dort stets weit mehr Menschen Schutz.
Der Wedding gehört ab 1945 zum französischen Sektor, die Franzosen nehmen daher die Zukunft des Hochbunkers im Humboldthain in die Hand. Am 13. Dezember 1947 sprengen sie den (Feuer-)Leitturm an der Gustav-Meyer-Allee. Aber: Auch das gegenüberliegende Gelände der AEG liegt danach in Trümmern. Zweieinhalb Monate darauf, am 28. Februar 1948, misslingt eine weitere Sprengung.
Am 13. März lässt eine Sprengung den Volkspark beben
Dass sich der Flakturm als überaus widerstandfähig erweist (und mit ihm die anderen beiden), hat mehrere Gründe. Da ist zum einen sein in selbsttragender Bauweise errichtetes Stützskelett. Nach Angaben des Vereins Berliner Unterwelten, der das Bauwerk erforscht hat, würde selbst der Wegfall der Außenwände oder der Einsturz der Stockwerke die Gesamtstatik nicht beeinträchtigen. Dazu kommt, dass die Außenhülle bis zu 2,6 Meter dick und die Abschlussdecke 3,8 Meter stark ist, wobei in jedem Kubikmeter Beton 50 Kilogramm Stahl stecken.
Die dritte Sprengung am 13. März 1948, die den Volkspark erbeben lässt, bringt die beiden südlichen Ecktürme des Flakturms zum Einsturz. Die beiden nördlichen Türme bleiben schwer beschädigt stehen; die Nordwand wird 1,5 Meter nach außen gedrückt, fällt aber nicht. Die Franzosen geben später an, es so gewollt zu haben, um die nördlich angrenzenden Bahngleise nicht zu beschädigen. Eine weitere Sprengung gibt es nicht. Die untere Hälfte der Bunkerruine verschwindet bis 1950 unter einem „Mont Klamott“ aus circa 1,5 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt.
Seit April 2004 macht der Verein Berliner Unterwelten Führungen durch die Ruine.