Designklassiker aus Berlin

Diese Berliner Originale stammen aus Berliner Ateliers, Werkstätten oder wurden von Berliner Designern entworfen.

F51 heißt dieser kubische Sessel. Der Berliner Architekt Walter Gropius, Gründer des Bauhauses, entwarf ihn 1920, unter anderem für sein Arbeitszimmer in Weimar.
F51 heißt dieser kubische Sessel. Der Berliner Architekt Walter Gropius, Gründer des Bauhauses, entwarf ihn 1920, unter anderem für sein Arbeitszimmer in Weimar.Tecta KG

Beim Wort Designklassiker denken wir an Dessau, Paris oder Mailand. Doch auch in Berlin sind Möbel entstanden, die neue Maßstäbe setzten. Bei Stil wie Funktionalität. Wir zeigen fünf Hauptstadt-Möbel quer durch die Stilhistorie.

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Berliner Verlag/Coverfoto: Yva
So wohnte Berlin
Es ist ein Urbedürfnis des Menschen: ein Dach über dem Kopf. Darunter findet sich Geborgenheit aber nicht von allein. „Ein Haus wird gebaut, aber ein Zuhause wird geformt“, wie das Sprichwort besagt. Ein Zuhause in Berlin war schon immer in vielerlei Hinsicht besonders.

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Barcelona-Bank von Mies van der Rohe (1886–1969)

2021

Diese Bank ist eine Sonderanfertigung für die Neue Nationalgalerie in Berlin.
Diese Bank ist eine Sonderanfertigung für die Neue Nationalgalerie in Berlin.F. Schlicht, ProDenkmal

Zur Weltausstellung 1929 in Barcelona kreierte Mies van der Rohe den Deutschen Pavillon. Relativ kurzfristig wurde das spanische Königspaar angekündigt, und so entwarfen er und Lilly Reich einen die X-Stellung antiker Hocker nachahmenden Comfort Chair, der, kühn im Schwung naturalisierender Serifen, aber vollkommen starr, zur Ikone wurde. Ab 1930 fertigte ihn zunächst noch eine kleine Manufaktur in Berlin-Neukölln.

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Die Bank (oben im Foto), eine Einzelanfertigung für die renovierte Neue Nationalgalerie, kommt ihrem antiken Ideal noch näher, weil sie keinen Kippkomfort verspricht – und ganz bescheiden edle Herkunft feiert.

Garderobenleiste von Bruno Paul (1874–1968)

1930

Garderobenleiste von Bruno Paul
Garderobenleiste von Bruno PaulCourtesy of Pamono & Versandhandel Gerstenlauer

1897 zeichnete er Karikaturen im Simplicissimus, 1898 war er Mitbegründer der Münchner Vereinigten Werkstätten, 1907 Gründungsmitglied des Deutschen Werkbundes und 1924 Direktor der späteren Universität der Künste zu Berlin. Als Innenarchitekt und Möbeldesigner entwarf Bruno Paul für Hellerau diese elegante Schichtholzgarderobe, augenzwinkernd anmutend wie genieteter Metallbau.

Stuhl SE 68 von Egon Eiermann (1904–1970)

1950

Der Architekt Egon Eiermann hat auch Möbel entworfen.
Der Architekt Egon Eiermann hat auch Möbel entworfen.Courtesy of Wilde + Spieth

Der Architekt der nach dem Krieg neu aufgebauten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche war auch ein namhafter Möbeldesigner. Manche nennen ihn sogar den deutschen Charles Eames; sein SE-68-Stuhl kommt verdächtig nahe an den DCM-Stuhl des amerikanischen Kultdesigners heran.

Gartenbank von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841)

1825

Wird heute noch produziert: die Gartenbank von Karl Friedrich Schinkel.
Wird heute noch produziert: die Gartenbank von Karl Friedrich Schinkel.Tecta KG

Ihre x-förmige Gestellform findet die nur 110 Zentimeter breite Bank – damals war man schlank – im antiken klappbaren Scherenstuhl, der bereits 2000 v. Chr. in Ägypten auftaucht und als militärisch funktionale Form ins Throneske gesteigert wurde. Schinkel ist dank der Erfindung der Dampfmaschine mit der seriell und industriell reproduzierbaren Gartenbank aus lackiertem Eisenguss etwas ziemlich Modernes und Nachhaltiges geglückt. Welcher Architekt sonst aus der Zeit hat ein Möbel geschaffen, das noch heute produziert wird?

Regal S44 von Marcel Breuer (1902–1981)

1932

Auch ein Talent für Möbel: der Bauhausschüler Marcel Breuer.
Auch ein Talent für Möbel: der Bauhausschüler Marcel Breuer.Tecta KG

Der Ungar Breuer war einer der ersten und jüngsten Schüler am Bauhaus in Weimar, der radikalen Kunstschule, die sich kurz nach dem Ersten Weltkrieg formiert hatte. Das Regal S44 hat er 1932 für das Maison Clarté von Le Corbusier in Genf entworfen, einen der ersten Stahlskelettbauten im privaten Wohnungsbau: ein würdiges Setting für das S44. Breuer lebte nach seiner Zeit am Bauhaus bis zu seiner Emigration 1933 in Berlin.


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