BADEN IN BRANDENBURG - Im Berliner Umland gibt es zahlreiche Gewässer. Nicht nur zum Schwimmen lohnt sich ein Ausflug an die Seen. In dieser Serie stellt die Berliner Zeitung beliebte Ziele vor - Teil 5: der Große Seddiner See.: Baden mit Kultur
Für vieles Schöne in Brandenburg ist die Eiszeit verantwortlich. Für die Seen, für die sanften Berge und sogar für den Beelitzer Spargel. Zuerst brachten die Eismassen halbe Gebirge aus dem Norden nach Brandenburg, dann zerschmirgelten sie die Felsen zu feinem Sand. In ihm gedeihen die weißen Stangen besonders gut. Das ist die Kurzfassung. Anschaulicher wird einem das im Findlingsgarten von Kähnsdorf erklärt.Die Spargelzeit ist zwar leider vorbei, aber jetzt reifen rund um Beelitz die Kirschen und Beeren. Eine Fahrt zu den Bauern lässt sich prima mit einem Ausflug an den Großen Seddiner See verbinden. Am Ortseingang von Kähnsdorf zeigt ein kleines Freilichtmuseum, wie die Eiszeit die Gegend geformt hat. Seltene Mineralien sind ausgestellt, aber auch Skulpturen aus gewöhnlichen Steinen.Wo das Land steinig und nicht besonders fruchtbar war, versuchten die Bewohner schon immer, den Reichtum der Seen für sich zu nutzen. Auch die Fischerei in Seddin hat eine lange Tradition. Und die wird am kommenden Wochenende mit dem Fischerfest gefeiert. Höhepunkte sind der Bootskorso und ein Höhenfeuerwerk.Wenn am Großen Seddiner See nicht gerade gefeiert wird, sollten Fischliebhaber das Restaurant "Zur Reuse" in Kähnsdorf ansteuern. Hier wird nach alten Rezepten gekocht, und wer "Aal grün" zu schätzen weiß, findet ihn hier auf der Karte. Auch für eine Kaffeepause ist die Seeterrasse der "Reuse" ein lohnendes Ziel. An gleicher Stelle soll übrigens schon Napoleon eine Rast eingelegt haben - die Eroberer wurden wahrscheinlich weniger gastfreundlich bewirtet als heutige Besucher.Nicht weit entfernt liegt auch eine hübsche Badestelle, von der die Kähnsdorfer sagen, der Sand dort sei "besser als auf Hawaii". Für Familien mit Kindern ist die Bucht ideal, denn das Ufer ist flach und prima zum Plantschen. Ein Kiosk bietet Würstchen, Eis und alkoholfreie Getränke, außerdem werden Liegen vermietet.Schon dieser Strand macht den See zu einem Badeparadies. Weitere Badestellen gibt es in Seddin, in Wildenbruch und bei den beiden Campingplätzen. Zwar ist die Wasserqualität noch nicht ganz so gut, wie sich das die Anwohner wünschen, aber in den letzten Jahren wurde viel getan, um den See zu renaturieren.Motorboote verbotenMit Witz statt mit erhobenem Zeigefinger macht die Ausstellung "Wegwerfgesellschaft" darauf aufmerksam, dass auch Besucher das Ihre dazu beitragen können. Im Garten der "Kulturscheune" in Kähnsdorf stehen Figuren aus Müll, der aus dem See gefischt wurde. Im Inneren des reetgedeckten Hauses finden Veranstaltungen statt. Das freundliche Team kennt viele Tipps für Ausflüge in die Umgebung.Um den See zu schützen, sind Motorboote verboten. Badefreunde wird das ebenso wenig ärgern wie Ruderer oder Segler. Der Große Seddiner See ist auch ein gutes Revier für Anfänger auf dem Surfbrett. Das flache Strandstück hinter dem Ortseingang von Seddin erleichtert den Wiederaufstieg nach dem unvermeidlichen Sturz ins Wasser. Eigene Ausrüstung sollte man möglichst mitbringen. Boote hingegen werden am See vermietet, zum Beispiel beim Restaurant "Zur Reuse". Auch Fahrräder werden dort vermietet.Ob per Rad oder zu Fuß: Vor allem die südliche Umgebung des Sees bietet einige reizvolle Ziele. Wer im Findlingsgarten gut aufgepasst hat, erkennt im Naturpark Nuthe-Nieplitz, an dessen nördlichstem Rand Kähnsdorf liegt, vieles wieder: Findlinge und Feuersteine liegen auf den Wiesen, in den Mooren und Wäldern. Im nur wenige Kilometer entfernten Dorf Stücken können Vogelfreunde zwei Rundwanderwegen folgen, die dem Singvogel Ortolan und dem seltenen Raubvogel Milan gewidmet sind und zu guten Beobachtungspunkten führen.Ein markierter Wanderweg führt aber auch direkt am Ufer des Großen Seddiner Sees entlang. Ein empfehlenswerter Halt auf der Rundwanderung ist der Gasthof "Zur Linde" im alten Ortskern von Wildenbruch. Gehobene, rustikale Küche steht hier auf der Speisekarte, zum Beispiel Braten von Brandenburger Landschweinen mit Teltower Rübchen.In der Nähe steht die Wildenbrucher Feldsteinkirche. Das wehrhafte Aussehen des Gotteshauses hat einen Grund: Früher hatten die Dorfbewohner die Aufgabe, eine wichtige Handelsstraße zwischen Leipzig und Königsberg zu schützen. Die Gegend um den See war berüchtigt. Im Falle eines Angriffs konnten sich Dorfbewohner und Händler in der Kirche verschanzen.Kaum fünf Kilometer liegen zwischen dem Großen Seddiner See und Beelitz. Eine reizvolle Radstrecke, die sich mit einem Einkauf auf einem der Bauernhöfe verbinden lässt. Auch nach Ende der Spargelzeit liefert die Gegend gesunde Kost. Die Heidelbeersaison ist eröffnet. Die Plantagen können bis September täglich von Selbstpflückern besucht werden. Im Stadtwald von Beelitz Heilstätten zum Beispiel ist Naschen erlaubt. Es gibt aber auch ein "Heidelbeercafé", das Waffeln oder Eis mit den blauen Früchtchen anbietet.Die Beeren werden übrigens erst seit ein paar Jahren kultiviert, um den Spargelbauern außerhalb der Saison eine zweite Einnahmequelle zu verschaffen. Auch für die Heidelbeere ist der karge Boden perfekt. Der Eiszeit sei Dank.------------------------------Aal und Forelle in der "Reuse"Der Findlingsgarten am Ortseingang von Kähnsdorf ist täglich von morgens bis Sonnenuntergang geöffnet. Der Eintritt ist frei. Schlunkendorfer Str. 21. Tel. 033 205 / 455 63.Direkt am Seeufer befinden sich die Kähnsdorfer Kulturscheune, wo Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden, und das kleine Heimatmuseum. Geöffnet sind beide mittwochs, donnerstags und am Wochenende, jeweils von 11 bis 16 Uhr. Tel. 033205 / 64104.Zwei Campingplätze gibt es am Großen Seddiner See: "Rauher Berg" am Ostufer (Tel. 033 205 / 628 18) und "Icanos" im Waldgebiet am Nordufer. Hier gibt es auch Ferien-Bungalows (Tel. 033 205 / 629 67).In der Gaststätte "Zur Reuse" wird nach altdeutschen Rezepten gekocht. Auch feine Fischgerichte, vor allem Aal und Forelle, werden serviert. Dorfstraße 14a, Kähnsdorf. Boote werden für drei Euro, Fahrräder für einen Euro pro Stunde vermietet. Tel. 033 205 / 627 18.Anfahrt zum See:Mit Bus und Bahn: Der Regionalexpress RE7 fährt stündlich in Richtung Belzig, in Seddin aussteigen. Zu Fuß oder mit dem Rad zu den Badestellen, ein Bus fährt nicht regelmäßig.Mit dem Auto: Berliner Ring A10 bis Michendorf, dann Bundesstraße B2 Richtung Beelitz bis Kähnsdorf.Buchtipp: In dem Buch "Baden in Brandenburg" werden 25 Ausflüge zu den schönsten Seen um Berlin beschrieben. Es basiert auf der erfolgreichen Badeseen-Serie der Berliner Zeitung. (Baden in Brandenburg, Jaron-Verlag, 8,80 Euro)------------------------------Brandenburg sehen und erlebenWassermann und Königskinder: "Aquamediale" heißt das internationale Kunstfest in Lübben (Dahme-Spreewald), bei dem die Kunst vom Spreewaldkahn entdeckt werden kann. 14 Künstler aus sieben europäischen Ländern haben ihre Werke und Installationen zum Thema "Wassermann und Königskinder" an den Ufern der Fließe, an Brücken und an Bäumen platziert. Sie setzen sich dabei mit dem auch für den Spreewald lebensnotwendigen Element Wasser auseinander. Die Kahn fahrenden Besucher können sich nach Angaben der Veranstalter auf einige Überraschungen gefasst machen. Die Kunstkahnfahrten beginnen jeden Donnerstag um 17 Uhr am Hafen am Parkplatz in der Lübbener Lindenstraße. Am nächsten Wochenende können sich zudem Kinder an dem Projekt beteiligen und auf der Schlossinsel in der Stadt ihrer Fantasie mit Gips, Sand und Wasser freien Lauf lassen. (BLZ)Informationen: Stadtmarketing Lübben, Tel. 03546 / 22 500 (auch Buchung), im Internet: www.aquamediale.deGeschichten vom Kanal: Genau genommen, wurde der Finowkanal das erste Mal vor rund 300 Jahren gebaut. Doch bald darauf, im Dreißigjährigen Krieg wurde er wieder zerstört. Auf Geheiß Friedrich des Großen musste der Kanal deshalb ab 1743 zum großen Teil noch einmal gegraben werden. So konnte die Schifffahrt weitgehend unabhängig von den natürlichen Wasserläufen und den jahreszeitlich bedingten Schwankungen des Wasserspiegels betrieben werden. Die neue Ausstellung "Vom Finowkanal zum Schiffshebewerk" im Binnenschifffahrts-Museum in Oderberg (Barnim) erzählt die Geschichte des Wasserstraßenbaus in Brandenburg. Zu den besonderen Objekten gehören die Modelle des alten und des neuen Schiffshebewerks in Niederfinow, das gegenwärtig am Oder-Havel-Kanal entsteht. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. (BLZ)Informationen: Tel. 033369 / 470.Touren durch den Tagebau: Im gigantischen Tagebau Welzow bei Cottbus können sich die Besucher nun direkt vor Ort anschauen, wie der Braunkohlebergbau funktioniert und was er mit der Natur macht. Das Zentrum für Tourismus und Kultur am Tagebau lädt seit Kurzem zu Wanderungen durch die Tagebaulandschaft ein. Organisiert werden die Erkundungstouren von Karsten Feucht, einst Leiter des Besucherservices der Internationalen Bauaustellung Fürst-Pückler-Land, und dem Bergbautourismusverein Welzow. Die Veranstalter bieten zudem auch thematische Führungen in die Umgebung an - etwa ins Braunkohle-Kraftwerk Schwarze Pumpe oder in die Lausitzer Seenlandschaft. Dort wird dann erklärt, wie die "Kohle zur Energie" oder die "Wüste zum Wasser" wird. Eine gewisse Industrieromantik steht bei allen Ausflügen im Vordergrund.Der einstündige, begleitete Spaziergang durch die Tagebaulandschaft kostet vier Euro, ermäßigt drei Euro, eine dreistündige Wanderung bis zum Kohleflöz und mit Imbiss 16 Euro, ermäßigt zehn Euro. Die Techniktour im Mannschaftstransportwagen durch den Tagebau gibt es für 22 Euro, ermäßigt neun Euro. Auch mehrtägige Touren mit Übernachtung sind möglich. Auf Nachfrage werden auch Touren mit dem Quad durch die Tagebaulandschaft angeboten oder Radtouren rund um die riesigen Baggerlöcher. (BLZ)Informationen: Tel. 035751/ 28110Internet: www.bergbautourismus.de------------------------------Karte: Großer Seddiner See------------------------------Foto: Aus dem Wasser gefischt: Die Figuren einer Ausstellung in Kähnsdorf tragen Müll, der im See gefunden wurde.Foto: Die Förderbrücke F 60 bei Lichterfelde bietet Industrieromantik pur.