Bayern-Trainer tadelt Carsten Jancker: Hitzfelds letzte Verwarnung
MÜNCHEN, 12. Dezember. Lange hatte Ottmar Hitzfeld wortlos zugesehen, aber mit dem brutalen Foul am Wochenende gegen Kaiserslauterns Marian Hristov waren es zu viele Fälle. Carsten Jancker, 26, hat beim FC Bayern München harte Konsequenzen zu befürchten. "Man muss Spieler disziplinieren. Aber wenn man das nicht schaffen sollte, muss man vielleicht eine andere Entscheidung treffen", sagte Hitzfeld, Trainer des FC Bayern München, am Dienstag. Es war ein Ausspruch, der mehr als nur eine Geldstrafe andeutete. Vielleicht den Verweis auf die Tribüne oder einen Rauswurf - jedenfalls kam am Dienstag die Meldung, dass Jancker wegen Rückenproblemen erst nächstes Jahr wieder spielen könne. Jancker war zuletzt oft negativ aufgefallen. So oft, dass sich Hitzfeld "um das Image des FC Bayern" sorgt: "Ich verlange, dass man anderen Spielern und Trainern mit Respekt begegnet." Das ist Jancker jüngst schwer gefallen. Das unschöne Gesicht des Fußballs zeigte er, als er im Spiel gegen Leverkusen Bayer-Trainer Berti Vogts als "Arschloch" beschimpfte. Völlig uneinsichtig und verspätet entschuldigte er sich erst auf massiven Druck von Manager Uli Hoeneß.Doch das Register des in Mecklenburg-Vorpommern geborenen Angreifers weist mehr Verfehlungen auf als die bislang bekannten. So soll Jancker vor zwei Wochen im Spiel beim SC Freiburg den in Marokko geborenen Franzosen Abder Ramdane laut Münchner "Abendzeitung" als "Scheißausländer" bepöbelt haben. Dass Freiburgs Manager Andreas Rettig Hoeneß erklärte, da sei nichts dran, muss nicht die letzte Wahrheit sein. Skandale dieser Art fallen erstens nicht vom Himmel. Zweitens werden sie von den Beteiligten im Interesse beider Seiten oft unter der Decke gehalten.Die Klagen des Berkant GöktanIn der Tendenz bestätigt dieser Vorfall, was seit längerem aus Kreisen der Bayern-Profis dringt. Demnach soll Janckers Mannschaftskollege Berkant Göktan, Nationalspieler der türkischen U21-Elf, wiederholt über ausländerfeindliche Äußerungen Janckers geklagt haben. Den rohen Sozialkodex des Bayern-Stürmers stützt optisch sein Kahlschädel. Manager Hoeneß hatte Jancker schon vor zweieinhalb Jahren geraten, die Haare ein wenig wachsen zu lassen. Grund: Ein Teil der Bayern-Fans hatte Janckers Vollglatze zum Anlass genommen, im Stadion nach Art des Deutschen Reiches zu grüßen. Lange währte die Einsicht nicht: Jancker ließ sich die Stoppeln wieder abschneiden.Dass ihm die Verantwortlichen heute keinen Rat mehr zum Aussehen erteilen, ist mit dem den Bayern eigenen Höchstmaß an Großmut zu erklären. Dabei hatte der Klub sogar im Häuslichen anfangs Erziehungsbedarf gesehen. In Janckers erster Saison bei Bayern war es 1996 an Klaus Augenthaler, Jancker in elementare Tischsitten einzuweisen. "Carsten, beim FC Bayern essen wir die Kartoffeln mit Besteck", wies der damalige Assistenztrainer Augenthaler den Spieler laut Zeugen zurecht. Bis heute aber darf sich Jancker auf dem Platz so aggressiv gebärden wie kein Zweiter. Und wo andere Bayern-Spieler in Fragebögen in ihrer "Out-Liste" Begriffe wie "Krieg" (Bernd Dreher), "Gewalt" (Hasan Salihamidciz) und "Lügen" (Jens Jeremies) aufführen, verbietet sich Jancker "Schweißfüße, Popeln, Mundgeruch, Pickel". Irgendetwas stinkt da zum Himmel. Und Trainer Hitzfeld muss sich fragen, ob er zu lange zugesehen hat.