Bei Königs Wusterhausen begann der Bau von Diepensee II / Altes Dorf muss Flughafen weichen: Im Frühjahr rollen die ersten Umzugswagen
KÖNIGS WUSTERHAUSEN. Termin ist Termin: Deutschlands Fußballer hatten soeben den Einzug ins Finale erreicht, da grub ein blauer Bagger am Dienstag nachmittag seine Schaufel in ein Feld bei Königs Wusterhausen. Der Bau des neuen Dorfes Diepensee begann unabhängig davon, ob die Liveübertragung im Fernsehen bis zum Schluss verfolgt werden konnte oder nicht. Von einem "immens wichtigen Signal für den Flughafenausbau" sprach Michael Pieper, Geschäftsführer der Flughafen Projektgesellschaft Schönefeld (FPS). In den kommenden Monaten werden zunächst Leitungen für Wasser, Abwasser, Strom und Gas verlegt. Die Hochbauarbeiten sollen im Oktober beginnen, die ersten Umzügler im Frühjahr 2003 kommen. Ende nächsten Jahres wird der Umzug des Dorfes abgeschlossen sein. Dann werden rund 330 Diepenseer in 60 Eigenheimen und bis zu 20 Mietshäusern ein neues Zuhause gefunden haben. Und so die Voraussetzung schaffen, dass - geht es nach den Planungen - im alten Diepensee ein Terminal und die Einfahrt für den unterirdischen Bahnhof am Flughafen entstehen können.Die 30 Hektar große Ackerfläche im Ortsteil Deutsch Wusterhausen, knapp zehn Kilometer vom alten Wohnort entfernt, haben sich die Diepenseer selbst ausgesucht. Seit Dezember vergangenen Jahres steht fest, dass der Umzug in jedem Fall stattfindet - unabhängig vom Ausgang des Planfeststellungsverfahrens. "Mit den Bauarbeiten sind hauptsächlich Firmen aus dem Landkreis Dahme-Spreewald beauftragt", sagte FPS-Sprecher Burkhard Kieker, der schon ein "kleines Konjunkturprogramm" kommen sieht. Das Geld steht bereit. Fast 82 Millionen Euro kostet die Umsiedlung. Der Abriss des alten Dorfes Diepensee schlägt nach Angaben von Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU) mit weiteren 30 Millionen Euro zu Buche. Der Ablauf steht schon fest: Sobald ein Haus geräumt ist, wird es geschleift."Sozialverträglich" soll die Umsiedlung vollzogen werden - in der Praxis heißt das nichts anderes als ein Umzug de luxe. Einen "angemessenen familiengerechten Neubau, Umbau, Ausbau oder Erweiterungsbau" versprach die FPS allen 150 Haushalten vor drei Jahren, als es ernst wurde. Neu für alt lautet die großzügige Devise. Ersetzt wird alles - von der Hundehütte bis zur Einbauküche. "Die Bestandsaufnahme ist weitgehend abgeschlossen", sagte Diepensees Umzugsberater Günter Pick. Doch individuelle Verträge über die Entschädigungen gibt es erst wenige. Sicher ist, dass Neu-Diepensee auch einen Dorfplatz mit Gemeinschaftshaus, eine Kita und eine Freizeitanlage erhält. Selbst der Friedhof zieht mit. Erhalten bleibt auch der Name Diepensee, den der neue Ortsteil von Königs Wusterhausen tragen soll. Nur zwei Einwohner von Diepensee verweigern sich dem Umzug hartnäckig. Ihnen droht die FPS mit einem Enteignungsverfahren, sobald die Flughafen-Baugenehmigung, der Planfeststellungsbeschluss, vorliegt. Das wird voraussichtlich nicht vor Ende 2003 sein."Die Diepenseer sind in Königs Wusterhausen willkommen", sagte Bürgermeister Stefan Ludwig (PDS) am Dienstag. Vor zwei Wochen beantragten die Stadtverordneten, das Gebiet von Alt-Diepensee nach Auflösung des Dorfes an Königs Wusterhausen zu übertragen - die Immobilie auf dem künftigen Flughafengelände ist ein Vermögen wert.Teurer Wechsel // Umzug: Diepensee und ein Teil von Selchow sollen bis 2003 dem Großflughafen BBI weichen. In Diepensee sind 330 Menschen betroffen.Neu-Diepensee: Die Einwohner von Diepensee wählten vor drei Jahren als Standort für ihr künftiges Dorf Deutsch Wusterhausen, einen Ortsteil von Königs Wusterhausen, aus.Kosten: Für den Bau des neuen Dorfes und den Umzug stellt die Flughafen-Projektgesellschaft FPS 81,8 Millionen Euro bereit. Der Abriss von Alt-Diepensee kostet 30 Millionen.Foto: BLZ/ANJA KÜHL Knapp zehn Kilometer vom alten Dorf entfernt soll nun das neue entstehen.