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Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) hat für die Benennung von Spandauer Straßen eine Vorschlagsliste mit 40 Berliner Frauennamen zusammengestellt. In einer Serie berichtet die Spandau-Rundschau über Frauen, die sich in der Havelstadt engagiert haben. Heute: Minna Villain und Else Sternberg.Die beiden Frauen gehören zu den Spandauerinnen, die sich gegen die Nazi-Diktatur wehrten. Nur wenig ist über sie bekannt. Für die Broschüre "Widerstand in Spandau" hat Hans-Rainer Sandvoß von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Informationen über sie gesammelt.Minna Villain (1891-1942) war Sozialdemokratin. Von 1937 bis 1939 arbeitete sie als Stanzerin in den Siemens-Schuckert-Werken. Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 war sie Mentorin eines Kreises junger Oppositioneller, denen sie sozialistische Literatur nahebrachte. Am 22. Februar 1939 wurde sie verhaftet und ohne Prozeß in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Selbst im KZ hat sie offenbar noch versucht, in einer politischen Gruppe zu arbeiten. 1942 starb Minna Villain mit 51 Jahren infolge der schlechten Haftbedingungen.Else Sternberg (1901-1985) kam aus einer jüdischen Familie in Hessen. Sie war mit einem Redakteuer der kommunistischen Zeitung "Berlin am Morgen" verheiratet, ließ sich aber Anfang der 40er Jahre von ihm scheiden, damit er nicht in die Strafkompanie mußte. Kurze Zeit später schloß sie mit einem Herrn Sternberg eine zweite Ehe. Das Paar lebte in der Fischerstraße 2 in der Altstadt bis die SS ihren Mann deportierte und umbrachte. Daraufhin entschloß sich Else Sternberg, die sich weigerte, den Judenstern zu tragen, in den Untergrund abzutauchen. Bei dem Spandauer Ehepaar Gertrud und Otto Flieger fand sie im November 1942 Schutz in der Ackerstraße 26. Die Fliegers versteckten die Jüdin in ihrer Anderthalbzimmerwohnung. Otto Flieger arbeitete als Hausmeister für die Modelltischlerei Pache, auf deren Grundstück er und seine Frau lebten. Bei ihnen überlebte Else Sternberg das Dritte Reich. Bei Gefahr versteckte sie sich im Schrank. Das Haus verließ sie nur in der Dunkelheit. Nach dem Krieg arbeitete sie in der Hilfsstelle für die Opfer des Faschismus und engagierte sich in der Spandauer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes.In diesem Zusammenhang hat die ASF vorgeschlagen, auch nach dem Ehepaar Flieger eine Straße im Bezirk zu benennen. "Das Ehepaar Flieger zählt zu den ungefähr 700 bisher bekannten ,unbesungenen Helden` in Berlin, die bedrohten jüdischen Mitmenschen halfen, so daß die vor dem sicheren Vernichtungstod bewahrt werden konnten", begründet die ASF die Auswahl. Jenny Kähler (Wird fortgesetzt) +++