Berlins Basketball-Spitzenklub sucht einen Riesen unter dem Korb und setzt auf den Nachwuchs: Alba fahndet weltweit für die Europaliga

Bei Alba Berlin wird hinter den Kulissen intensiv verhandelt. Noch zwei Positionen der Stammformation sind neu zu besetzen. Erster Kandidat ist der Leverkusener Nationalspieler Sascha Hupmann. Mit seiner Verpflichtung wäre das größte Personalproblem gelöst - und der härteste Konkurrent geschwächt.Svetislav Pesic ist ein Freund ausgefallener Vergleiche. So sagt der Trainer von Alba Berlin: "Ich habe zwei Kinder. Sage ich etwas Positives über Marco, ist Ivana böse. Umgekehrt ist es genauso." Pesic will deutlich machen: Wenn er Sascha Obradovic mehr Zuspruch erteilt habe als Teoman Alibegovic, dann sei das ein falscher Eindruck gewesen. Lob und Tadel habe er gleichermaßen verteilt, wie unter seinen Kindern.Alibegovic hat unterdessen Berlin Richtung Türkei verlassen. Eine Enttäuschung für den Trainer, aber nicht weil der Slowene Alba den Laufpaß gab. Stein des Anstoßes ist die neue Adresse: Ülker Istanbul - ein Abstieg für den Topscorer. "Denn eigentlich hieß das Ziel NBA", so Pesic.Auch wenn der Abschied nicht überraschend kam, weil Pesic in "seinen Augen sah, daß er wegwollte", ist Alba im Zugzwang. Die beiden Nationalspieler Henning Harnisch (aus Leverkusen) und Stephen Arigbabu (aus Ulm) reichen als Verstärkungen für die Europaliga nicht aus. Dabei schweben Manager Marco Baldi nach Absprache mit dem "sportlichen Leiter Pesic" zwei Varianten vor: "Wenn wir einen deutschen Center holen, dann besetzen wir die zweite Ausländerposition mit einem amerikanischen Flügelspieler. Kommt kein deutscher Center, werden wir einen ausländischen verpflichten."Der Mann für das Spiel unter dem Korb ist also gesucht, überraschend ist dabei vor allem der Wunschkandidat Sascha Hupmann. Noch am letzten Wochenende beim Supercup galt es als sicher, der Leverkusener würde sich einem Verein in Griechenland anschließen. Nun ist er also wieder im Gespräch. Die Berliner können zwar nicht soviel bezahlen wie ein griechischer Topklub, aber Baldi hält mit seinen Argumenten dagegen: "Im Gegensatz zu den Griechen, kann er bei uns sicher sein, sein Geld zu bekommen." Eine Mahnung, mit der er Hupmann bisher überzeugen konnte. Pesic und Baldi haben bei ihren Überlegungen zweifellos auch im Blick, daß der Rivale aus Leverkusen bei einer erfolgreichen Verpflichtung des 2,13 Meter großen Centers entscheidend geschwächt würde. Gesprochen wird darüber indes nicht.Die Alternative zu Hupmann heißt Jürgen Malbeck, mit 22 sogar noch um vier Jahre jünger als Hupmann. Der 2,15 Meter-Mann ist bei Alba zwar schon unter Vertrag, will aber offenbar mindestens noch ein Jahr auf Hawaii College-Basketball spielen. Bundestrainer Vladislav Lucic wie dessen Vorgänger Pesic haben unterdessen deutlich zu verstehen gegeben, was sie davon halten: wenig bis gar nichts. Doch bislang haben sie mit ihrer Empfehlung wenig Gegenliebe bei dem jungen Mann gefunden.Sollten sich diese Pläne nicht realisieren lassen, stehen zwei Amerikaner, ein Ukrainer und ein Russe zur Auswahl. Die US-Spieler sind offenbar erste Wahl, da Assistenztrainer Burkhard Prigge in die USA abgereist ist. Offiziell heißt es dazu bei Alba: Prigge verbringt seinen Urlaub in den USA. Schon jetzt steht bereits fest, daß Alba dem Ziel für die nächste Saison, "einen deutschen Titel zu holen und in der Europaliga die Play-offs zu erreichen" (Pesic) dichter denn je zuvor kommen sollte. "Wir haben versucht, unsere Basis zu behalten", sagt Pesic. Im Gegensatz zu Bayer Leverkusen ist das den Berlinern gelungen.Auch an dem Konzept, mit Blick auf die Zukunft eine junge Mannschaft aufzubauen, hat sich nichts geändert. So wurden mit Mithat Demirel, Stipe Papic und Thomas Tripp, alle Jahrgang 1978, neben Trainersohn Marco Pesic und Alexander Frisch mit einer Doppellizenz für Alba und TuS Lichterfelde versehen. So können sie in der zweiten Liga Erfahrung sammeln, bei den Profis mittrainieren und auf einen Einsatz bei Alba hoffen.Um den Nachwuchs, vor allem den Jungnationalspielern Jörg Lütcke und Drazan Tomic ausreichend Spielzeit einzuräumen, verzichtet man bei Alba in der kommenden Saison auf Stephan Baeck und Gunther Behnke, "Spieler" wie Pesic sagt, "die uns helfen könnten".Pesic und der von ihm ins Amt vermittelte Bundestrainer Lucic spielen gemeinsam die Karte "future formation". Wie gut Alba dabei dasteht, zeigt der Wechsel von Henning Harnisch vom Deutschen Meister Leverkusen nach Berlin. Nicht Alba hat bei Harnisch angefragt, sondern der Nationalspieler bei Pesic. "Wir sind dann zusammen Kaffee trinken gegangen, und ich habe ihm gesagt, daß er sein Problem lösen soll." Harnisch hat es gelöst und spielt in der kommenden Saison in Berlin. +++