Betrunkener Mieter manipulierte die Gasleitung / Wohnungen völlig zerstört: Bewohner hatten Glück im Unglück

Der Tag nach dem Unglück: Während Baufirmen das Haus an der Glienicker Straße in Köpenick sicherten, versuchten Kripo-Beamte, den Wohnungsinhaber und seine Freundin in der Kölner Spezialklinik zu befragen. Doch die beiden Schwerverletzten waren noch nicht ansprechbar.Gestern vormittag stand die Ursache für die Katastrophe offensichtlich fest. Kripofachleute hatten in der Unglückswohnung Werkzeuge vor der Gasleitung gefunden. Die Polizei vermutet, daß Wohnungsinhaber Klaus K. die Gasversorgung in seiner Wohnung selbst regeln wollte. Wegen einer nicht bezahlten Rechnung waren ihm bereits am 14. Juli dieses Jahres der Hahn zugedreht und der Zähler entfernt worden. Deshalb wollte er vermutlich auf eigene Faust für Nachschub sorgen. Der 42jährige entfernte einen Verschluß. Minuten später der Knall Daraufhin strömte Gas aus. Minuten später gab es einen Knall. Die Wohnungsdecke sowie Teile des Dachstuhls begruben ihn und seine 45jährige Freundin Erika T. Feuerwehrleute fanden sie schwerverletzt unter den Trümmern. Erste Untersuchungen erbrachten bei beiden einen Blutalkoholwert von 1,7 Promille. Mit starken Verbrennungen wurden sie nach einer Notversorgung in eine Spezialklinik nach Köln-Merheim geflogen. Ihr Gesundheitszustand ist immer noch kritisch.Das Unglück war gegen 21.45 Uhr geschehen. "Ich saß mit meinem Mann vor dem Fernseher, als plötzlich unsere Schrankwand wackelte", erzählt Inge K. aus der Glienicker Straße. "Dann gab es einen Knall, und alles war wieder ruhig." Als das Ehepaar wenig später aus dem Fenster sah, trauten sie ihren Augen kaum. Der Bürgersteig war voller Ziegel und Mauersteine. Das Dach des Eckhauses an der Glienicker/Pestalozzistraße existierte nicht mehr. "Wir sind sofort auf die Straße gerannt und haben versucht, den Leuten zu helfen, die aus dem Gebäude rannten", sagt Inge K. Eine junge Frau habe zitternd ihr Baby auf dem Arm gehabt und nicht gewußt, wie ihr geschah. "Bevor ich sie beruhigen konnte, waren die Sanitäter da."In dem Eckhaus befindet sich eine Kneipe. Wie durch ein Wunder kamen alle Gäste unverletzt davon. Auch Andreas Gittner hatte großes Glück. Als es knallte, fuhr er mit seinem Fahrrad an dem Gebäude vorbei. "Ich bin sofort vom Fahrrad gesprungen, habe mich auf den Boden geschmissen und die Arme über den Kopf verschränkt. Es war wie im Krieg", berichtet der Bauarbeiter. Geistesgegenwärtig rannte der junge Mann zum Telefon und alarmierte Polizei und Feuerwehr.Fünf Minuten nach dem Unglück löste die Feuerwehr-Leitstelle Katastrophenalarm aus. Zwei Löschzüge sowie Rettungsmannschaften aus Köpenick und Neukölln rasten zur Unglücksstelle. Polizeibeamte riegelten das Terrain weiträumig ab. Ein Schäferhund des Deutschen Roten Kreuzes suchte in den Trümmern nach Verschütteten. Feuerwehrchef Albrecht Broemme: "Wir haben insgesamt 24 Bewohner evakuiert. Sie kamen mit dem Schrecken davon und wurden von Seelsorgern in einem Bus betreut." Die meisten von ihnen seien später bei Verwandten untergekommen, so Broemme. Acht Anwohner verbrachten den Rest der Nacht in einer nahegelegenen Grundschule. Ob sie jemals in ihre Wohnungen zurückkehren können, ist noch ungewiß. Es besteht weiterhin massive Einsturzgefahr.Köpenicks Bürgermeister Klaus Ulbricht (SPD) bedankte sich gestern für die angebotene Hilfe sowie die Sachspenden der Bundeswehr und vieler Köpenicker Bürger. Katze gerettet Edelgard Dörr gehört zu den sieben Verletzten. Bevor ein Rettungswagen sie in das Allendekrankenhaus brachte, bat sie die Feuerwehrleute, nach ihrer Katze zu suchen. "Ich hab' nicht daran geglaubt, daß wir sie finden", sagt ein Beamter. Doch "Susi" saß im Wohnzimmer und wartete auf Frauchen. Bis die 52jährige aus dem Krankenhaus kommt, wird Susi im Tierheim Lankwitz versorgt. +++