Bezirk erinnert an den 21. April '45 und benennt eine Brücke nach Bersarin: Das Haus mit dem Stern

MARZAHN. "Pobeda" (Sieg) steht in kyrillischer Schrift auf der Giebelwand der Landsberger Allee 563, darunter "na Berlin" (nach Berlin). Weiß auf rotem Untergrund prangt groß ein Datum: 21. April 1945. An diesem Tag wurde die erste rote Fahne auf einem Berliner Haus gehisst. Das Banner der Roten Armee soll auf diesem kleinen Haus an der Landsberger Allee geweht haben. Es gilt als erstes befreites Gebäude Berlins, am 21. April 1985 wurde es als Geschichtskabinett des damaligen Stadtbezirks Marzahn eingeweiht. Nach der Wende zog dort die Erziehungs-und Familienberatung ein. "Darüber, dass das Gebäude tatsächlich das erste befreite in der Stadt war, gibt es keine authentischen Quellen", sagt Dorothee Ifland, die Leiterin des Bezirksmuseums. Allerdings sei es wegen der Lage nahe der Landesgrenze sehr wahrscheinlich. Deshalb bleibe es ein Symbol für die Befreiung.Um 10 Uhr beginnt heute dort eine Feierstunde. Sie ist der Auftakt für zahlreiche Veranstaltungen im Bezirk zum 60. Jahrestag der Befreiung. Die Idee, an historischer Stelle an die Ereignisse zu erinnern, kam vom Heimatverein. Alle im Bezirksparlament vertretenen Parteien - PDS, SPD, CDU und FDP - unterstützten dies. "Unstrittig war die Formulierung ,Befreiung'", sagt Renate Schilling (PDS), die stellvertretende BVV-Vorsteherin.Auf Beschluss aller Fraktionen wird auch ein sowjetischer Militär geehrt: Die Wuhlebrücke an der Landsberger Allee bekommt den Namen Nikolai-E.-Bersarin-Brücke. Wo das Flüsschen Berlin und Brandenburg trennt, erreichte die 5. Stoßarmee unter Generaloberst Bersarin am 21. April 1945 die deutsche Hauptstadt. Bersarin, erster Stadtkommandant Berlins, verunglückte am 16. Juni 1945 tödlich. 1975 wurde er Ehrenbürger Ost-Berlins. Nach der Wende gab es um Bersarin eine jahrelange Debatte, seit 2003 ist er auch gesamtberliner Ehrenbürger.Günter Peters, Chef des Heimatvereins: "Die Brücke ist zwar unscheinbar, aber ein authentischer Ort." Deshalb habe man sich dafür entschieden. Laut Bürgermeister Uwe Klett (PDS) hat die Stadtentwicklungsverwaltung rasch auf den Wunsch des Bezirks reagiert. Zunächst werden provisorische Schilder befestigt, die nach einer geplanten Erneuerung der Brücke durch eingearbeitete ersetzt werden.------------------------------Veranstaltungen zum Jahrestag // Kriegsveteranen aus Russland und Polen, Botschafter mehrerer Länder sowie Jugendliche aus Partnerstädten nehmen heute um 10 Uhr vor dem Haus Landsberger Allee 563 an einer Feierstunde teil. Anschließend wird die Brücke an der Landsberger Allee nach Nikolai Bersarin benannt.Das Bezirksmuseum Alt-Marzahn 51 zeigt bis zum 26. Juni eine Ausstellung über Nikolai Bersarin.Jugendliche aus den Partnerstädten treffen sich am 23. April mit Schülern zum Arbeitseinsatz auf dem Parkfriedhof Marzahn. Dort sind auch Sowjetsoldaten, Zwangsarbeiter sowie Sinti und Roma beigesetzt.Das Kino Kiste in der Heidenauer Straße zeigt fünf Filme zum 60. Jahrestag der Befreiung. Am 23.4. um 18 Uhr gibt es eine Diskussion zum Defa-Streifen "Ich war 19" u.a. mit Hauptdarsteller Jaecki Schwarz und Markus Wolf, Ex-DDR-Spionagechef und Bruder des verstorbenen Regisseurs Konrad Wolf.Flaggen der Alliierten wehen bis zum 8. Mai vor dem Rathaus in der "Hellen Mitte".Weitere Veranstaltungen im Internet: www.berlin.de/ba-marzahn-hellersdorf------------------------------Karte: 21. April 1945: An der Wuhlebrücke erreichten die Sowjettruppen Berlin.------------------------------Foto: Nikolai Bersarin------------------------------Foto: Das Haus Landsberger Allee 563 erinnert an den 21. April 1945. An diesem Tag erreichte die Rote Armee Berlin.