Bistum Limburg: Schlange stehen für den Kirchenaustritt

Audienz beim Papst: Während für den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst noch kein Termin bekannt ist, kommt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, am Donnerstag mit Franziskus zusammen. Das bestätigte dessen Sprecher Matthias Kopp in Rom. Zollitsch hatte angekündigt, mit dem Heiligen Vater den Skandal von Limburg erörtern zu wollen. Tebartz-van Elst gewährte der Papst noch kein Gespräch. „Der Bischof führt Gespräche“, sagte der Limburger Bistumssprecher Martin Wind lediglich.

Zollitsch am Donnerstag beim Papst

Unterdessen treten im Bistum Limburg immer mehr Enttäuschte aus der katholischen Kirche aus. Während der Bischof auf einen Termin beim Papst wartet, bildeten sich im Amtsgericht Limburg am Montag Schlangen, wie die „Frankfurter Neue Presse“ (Dienstag) berichtete. „Eine solche Welle haben wir noch nie erlebt“, zitiert sie Sachgebietsleiter Rüdiger Eschhofen. Allein am Montag hätten 29 Kirchenmitglieder ihren Austritt erklärt, am Freitag 18, am Donnerstag 20 und am Mittwoch 12.

Auch die Jugendorganisation der katholischen Kirche wendet sich von Franz- Peter Tebartz-van Elst ab. Aus Sicht der Mitglieder der katholischen Jugend in Limburg sei eine Katastrophe eingetreten, sagte der Vorsitzende des Bundes der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Dirk Tänzler, am Dienstag radioeins. „Und sie sagen ganz deutlich: Wir können uns nicht vorstellen, mit dem Bischof weiter zusammenzuarbeiten.“ Zur Zukunft des Bischofs sagte Tänzler: „Ich hoffe, dass er in der Tat für sich Konsequenzen zieht (...).“

Kretschmann fordert Rücktritt

Kritiker werfen Tebartz-van Elst Verschwendung beim Bau der neuen Bischofsresidenz vor. Die Kosten haben sich von ursprünglich 2,5 Millionen auf zuletzt mindestens 31 Millionen Euro erhöht. Im Netz übertreffen sich die Nutzer Hohn und Spott für den Limburger Bischof. Inzwischen forderte auch Baden-Württembergs Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, forderte den Bischof am Dienstag zum Rücktritt auf.

Der Skandal um den Limburger Bischof strahlt auch auf seine Amtsbrüder aus. „Die Stimmung gegenüber uns Bischöfen ist negativ“, sagte der Fuldaer Bischof Heinz-Josef Algermissen der „Fuldaer Zeitung“ (Dienstag). Auf einem Flug nach Rom sei er vor kurzem gleich von mehreren Menschen angesprochen worden. „Teilweise haben mir die Kommentare den Atem verschlagen, die Stimmung kippt auch manchmal ins Irrationale.“

Nach Algermissens Eindruck ist die Affäre in Limburg ein willkommener Anlass, die Kirche im Gesamten zu kritisieren. Die Geschehnisse in Limburg wollte er nicht bewerten: „Ich kenne den Sachverhalt nicht. Und unter uns Bischöfen ist es nicht üblich, dass man über jemand anderen spricht.“ Mit Tebartz-van Elst verstehe er sich „menschlich gut“.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller warf den Kontrollorganen im Bistum Limburg vor, versagt zu haben. „Man staunt wirklich, dass ein solches Palais entsteht und keiner merkt, was hier an Summen verbaut wird“, sagte Schüller im Bayerischen Rundfunk. Unter den Vorgängerbischöfen sei im Bistum Limburg immer eine seriöse und konservative Finanzpolitik betrieben worden, sagte Schüller, der Referent des früheren Limburger Bischofs Franz Kamphaus war. Dieses seriöse Image sei jetzt „mit einem Schlag komplett zerstört“ worden. (dpa/BLZ)