Botschafter Avi Primor übergibt im Namen der Gedenkstätte Yad Vashem Medaillen / Rund 400 Deutsche ausgezeichnet: Israel ehrt Berliner als "Gerechte unter den Völkern"
Sieben Frauen aus Berlin sind am Mittwoch nachmittag von Israels Botschafter Avi Primor als "Gerechte der Völker" geehrt worden. Nur drei von ihnen, Elisabeth Wust, Susanne Witte und Sylvia Ebel, konnten die Auszeichnung in der Gedenkstätte "Haus der Wannseekonferenz" selbst entgegennehmen. Die anderen wurden postum geehrt: Sylvia Ebels Mutter Anne Dudacy, ihre Tante Hedwig Pauli sowie Gertrud und Anna Schoenberner. Auch drei mutige osteuropäische Helfer wurden postum ausgezeichnet: der Lette Arnolds Gludaudis, die Russin Antonia Rudzkaya und die Polin Aleksandra Zmigrodzka.Der Ehrentitel "Gerechte(r) unter den Völkern" ist die höchste Auszeichnung, die Israel an Nicht-Juden vergibt. Sie wird von der nationalen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem an Menschen verliehen, die während der NS-Diktatur in Europa uneigennützig das Leben verfolgter Juden gerettet haben oft unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Vorbild für NahostBotschafter Avi Primor würdigte den besonderen Mut der Lebensretter. "In Deutschland galten sie den meisten nicht nur als Verbrecher, sondern als Vaterlandsverräter", sagte er. Die Juden dürften nicht verdrängen, daß es diese Menschlichkeit unter dem Terrorsystem gegeben habe. Dies sei die Voraussetzung für die Versöhnung und könne Vorbild sein auch für den Friedensprozeß im Nahen Osten.Äußere Zeichen der Ehrung sind eine Medaille und eine Urkunde, auf denen die Worte "Wer immer ein Menschenleben rettet, hat damit gleichsam eine ganze Welt gerettet" aus dem Talmud wiedergegeben sind. Zudem werden die Namen der Ausgezeichneten auf der sogenannten Memorial-Wall im "Garten der Gerechten" in Yad Vashem verewigt. Etwa 16 000 Personen aus ganz Europa, darunter 400 Deutschen, ist der Titel nach Angaben der israelischen Botschaft seit 1962 zugesprochen worden."Ich wollte einfach helfen", sagt Susanne Witte über ihren Einsatz. Die Katholikin hat die Transporte in die Vernichtungslager vom Bahnhof Putlitzstraße beobachtet. Für sie war und ist es selbstverständlich, daß sie die Jüdin Regina Kirschbaum, die Mutter ihrer Freundin Ruth Casper, versteckt. Zwei Jahre lang organisiert Susanne Witte Essenmarken, Wäsche und Lebensmittel. "Meine engsten Freunde aus der St. Paulus-Gemeinde haben mich unterstützt", so die heute 93jährige. Auch die inzwischen verstorbenen Frauen Gertrud und Anna Schoenberner setzten sich während des NS-Regimes für ihre jüdischen Nachbarn ein. Als "Gerechte unter den Völkern" hat Gerhard Schoenberner, der ehemalige Leiter der Gedenkstätte "Haus der Wannseekonferenz", die Tante und ihre Adoptivtochter zur Ehrung vorgeschlagen. Ihnen war es gelungen, eine zum Transport in die Vernichtungslager verhaftete Jüdin wieder freizubekommen durch Intervention beim Polizeipräsidenten.