Bundesgrenzschutz verstärkt Patrouillen auf Berlin-Strecken

Die Anschläge auf den Schienenverkehr beunruhigen Mitarbeiter und Fahrgäste der Deutschen Bahn (DB). "Ich habe jetzt immer feuchte Hände, wenn ich fahre", sagt Lokführer Lothar Kanzow aus Brandenburg, der am Sonntag den Regionalexpreßzug nach Genthin führt. Antje Proll aus Göttingen, die am Bahnhof Zoologischer Garten auf ihren Zug wartet, sagt: "Ich bin beunruhigt, aber ich muß ja zurück. Eigentlich würde ich lieber mit dem Auto fahren." Ingrid Richter, Reiseberaterin im Erste-Klasse-Schalter am Bahnhof Zoo, besänftigt am Sonntag eine Frau mit Kind, die eine Fahrkarte nach Hamburg gekauft hat. Immerhin sei die Frau bis Sonntagmittag die einzige Kundin gewesen, die besorgt nach den Sicherheitsvorkehrungen gefragt hat. BGS-Beamte reisen mit Wie die Deutsche Bahn (DB) weiteren Sabotage-Akten vorbeugt, will das Unternehmen jedoch nicht verraten "aus taktischen Gründen", wie ein DB-Mitarbeiter verrät. Die Fahrgäste müßten keine Angst haben: "Die Eisenbahn ist auch weiterhin ein sicheres Verkehrsmittel." Die Schnellfahrstrecke zwischen Berlin und Hannover werde bereits seit Anfang Dezember verstärkt überwacht, berichtet ein Beamter des Bundesgrenzschutzes (BGS) der "Berliner Zeitung". "Wir haben für diesen Abschnitt mehr Kräfte im Einsatz", bestätigt Volker Klapdor, BGS-Sprecher in Halle. Die mit Höchsttempo 250 befahrene Strekke werde auch von Hubschraubern aus kontrolliert wie alle Hauptlinien in Deutschland. Bahn-Mitarbeiter in Sachsen-Anhalt berichten, daß jetzt in jedem ICE zwischen Berlin und Hannover BGS-Beamte mit Nachtsichtgeräten mitreisen. Unterdessen setzte sich die Serie der Störungen im Schienenverkehr fort. Am Freitagabend wurde die Strecke Berlin Hamburg zwischen Neustadt (Dosse) und Friesack zwischen 20 und 21.45 Uhr vorsichtshalber gesperrt. Am Gleis der unter anderem von Intercity-Zügen befahrenen Hauptbahn waren Menschen beobachtet worden, die "dort nicht hingehörten", so eine Bahn-Sprecherin. "Wir sehen aber keinen Zusammenhang mit dem Erpressungsfall", sagt Marlene Schwarz von der DB in Berlin. Wie berichtet, hatten Unbekannte, die sich "Freunde der Eisenbahn" nennen, in Briefen an die Bahn damit gedroht, Gleise zu beschädigen. Ermittler vermuten, daß die Sabotage an Gleisen bei Uchtspringe (Altmark), Wilmersdorf (Uckermark) und Klein Bünzow (Vorpommern) auf das Konto der Erpresser gehen. Am Samstag um 21.01 Uhr kam es südlich des Karower Kreuzes in Berlin-Weißensee zu einem weiteren Zwischenfall. In Höhe der Sellheimbrücke fuhr ein Containerzug gegen zehn Kabelabdeckplatten aus Beton, die im Gleis lagen.Bombendrohung in Rangsdorf"Es gab keine Schäden", berichtet DB-Sprecherin Schwarz. Nach kurzer Pause setzte der Lokführer die Fahrt zum Rostocker Seehafen fort. Dennoch war dieser Teilstück des Berliner Außenrings von 22 bis 23.14 Uhr gesperrt: Der BGS untersuchte den Ort des Zwischenfalls. Zehn Reisezüge verspäteten sich um jeweils 25 Minuten. Am Sonntag vermutete ein BGS-Ermittler, daß Kinder oder Jugendliche die Betonplatten auf das Gleis gelegt haben. Zu nächsten Störung kam es am gestrigen Sonntagmorgen. Wegen einer anonymen Bombendrohung wurde die Hauptstrecke Rangsdorf Zossen von 5.04 bis 7.20 Uhr gesperrt. Züge wurden über Jüterbog und Falkenberg umgeleitet. Nachdem der Bahnhof Rangsdorf untersucht worden war, konnte jedoch Entwarnung gegeben werden. Der durchgehende Zugverkehr zwischen Berlin und Stralsund über Pasewalk blieb auch am Wochenende unterbrochen. Wie berichtet, war am Freitag gegen ein Uhr ein Güterzug bei Klein Bünzow entgleist, nachdem Unbekannte Schienen-Schrauben gelockert hatten. Der Schnellzug Malmö Berlin konnte in letzter Minute gestoppt werden. Die Bahn hofft, daß am heutigen Montag gegen 6 Uhr der Zugverkehr zunächst eingleisig wiederaufgenommen werden kann.