Der Chef des Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch, fordert entgegen den Plänen der Bundesregierung, auch nach 2014 deutsche Kampftruppen in Afghanistan zu stationieren. „Die Sicherheitslage in Afghanistan kann einen ängstigen“, sagte er der Berliner Zeitung. „Zu sagen, wir bräuchten nach 2014 keine Kampftruppe in Afghanistan mehr, mag wahltaktisch schön sein, entspricht aber nicht der Realität.“
Kirsch warnte eindrücklich: „Wir brauchen eine solche Kampftruppe auch nach 2014 allemal, um hoch beweglich auf Krisen reagieren zu können, die in dieser wackeligen Sicherheitslage ganz schnell entstehen.“ Die Kampftruppe sei zudem erforderlich, „um gegebenenfalls unsere eigenen Leute herauszuholen. Ohne sie haben wir ein großes Problem.“
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatten im Frühjahr dagegen erklärt, nach dem für 2014 geplanten Ende des Kampfeinsatzes werde die Bundeswehr zunächst mit 600 bis 800 Soldaten präsent bleiben; diese seien aber ausschließlich für Ausbildung, Beratung und Unterstützung afghanischer Truppen vorgesehen. In den darauffolgenden Jahren solle sich die Präsenz auf 200 bis 300 Soldaten reduzieren.
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Bundeswehr lässt viel Kriegsgerät zurück
Die Sicherheitslage am Hindukusch hat sich zuletzt wieder deutlich verschärft. Nach einem Rückgang im vergangenen Jahr ist die Zahl der zivilen Opfer im ersten Halbjahr 2013 erneut angestiegen. Bis Ende Juni seien 1319 Zivilisten umgekommen, 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, teilten die Vereinten Nationen mit. Für 74 Prozent der Toten und Verletzten seien Aufständische wie die Taliban verantwortlich, hieß es. Vor einer Woche wurde bekannt, dass in den letzten vier Monaten allein 2748 Polizisten von Taliban getötet worden seien. Dabei sollen gerade diese auch von deutschen Beamten ausgebildeten Polizisten nach dem Abzug der ausländischen Soldaten für Sicherheit und Ordnung in Afghanistan sorgen.
Unabhängig von ihrer weiteren Einsatzplanung will die Bundeswehr bei ihrem Abzug Kriegsgerät im Neuwert von rund 150 Millionen Euro zurücklassen. Das Material werde entweder an die Afghanen übergeben, verkauft oder verschrottet, berichtet der Spiegel.
Das Nachrichtenmagazin beruft sich auf Angaben des Verteidigungsministeriums, wonach rund 42 Prozent der Gerätschaften in Afghanistan bleiben und 47 Prozent nach Deutschland zurückgebracht werden. Bei den restlichen elf Prozent werde je nach Materialzustand entschieden. Das Ministerium rechtfertigt das Vorgehen damit, dass der Wert des Kriegsgeräts nach der Nutzung weit unter dem Anschaffungspreis liege und deshalb der Rücktransport unwirtschaftlich sei.