CHRONIK DER TU
Bis ins Jahr 1799 zurück datiert die Technische Universität (TU) Berlin ihren Ursprung. Damals wurde die Berliner Bauakademie gegründet. Diese vereinigte man 1879 mit der Berliner Gewerbeakademie zur Königlichen Technischen Hochschule, die die TU als ihre direkte Vorläuferin sieht.Die Vereinigung von Bauakademie und Gewerbeakademie war notwendig, weil die Technikentwicklung im 19. Jahrhundert rasant fortschritt. Die Ingenieure forderten, mit den klassischen Akademikern gleichgestellt zu werden. Ihr Nachwuchs sollte auch einen Hochschulabschluss erlangen dürfen.Die 1879 gegründete Technische Hochschule zog auf einen Campus in Charlottenburg. Ihr riesiger neuer Bau im Neo-Renaissancestil, nach den Plänen von Richard Lucae errichtet, sollte das neue Selbstbewusstsein der Ingenieure demonstrieren. Nach seiner Bombardierung 1943 sind heute an der Straße des 17. Juni 135 nur noch wenige Fassaden und der Lichthof zu sehen.1899 erhielt die Technische Hochschule als erste ihrer Art in Deutschland im Beisein des Kaisers das Promotionsrecht. Zu dieser Zeit hatte sie schon fast 4 000 Studenten. Sie wurde die größte deutsche Ausbildungsstätte für Ingenieure. Auf Drängen von Werner von Siemens richtete sie schon 1882 das Elektrotechnik-Studium ein. Bis 1904 war sie das einzige deutsche Zentrum für die Ausbildung von Schiffbau-Ingenieuren. 1916 gliederte die Hochschule auch die Bergakademie ein, die Friedrich II. 1770 gegründet hatte, um Fachleute für den Bergbau in Schlesien auszubilden. Georg Schlesinger ist einer der Namen, die die Hochschule prägten. Er erhob die Organisation des modernen Fabrikbetriebs zur Wissenschaft. Neben ihm stehen die Namen Adolf Slaby, dem die erste drahtlose Funkübertragung in Deutschland gelang; Konrad Zuse, der hier seine Rechenmaschine Z3 baute, oder Ernst Ruska, der das Elektronenmikroskop erfand.1933/34 erlag die Hochschule unter dem Rektor Achim von Arnim sehr schnell den Nationalsozialisten. Bis 1938 vertrieb sie 25 Prozent des wissenschaftlichen Personals - Juden und politisch Missliebige. Schlesinger war einer der ersten. Die TH forschte für die Rüstung sowie für "völkisch-rassische" Raum- und Siedlungskonzepte. 1937 begann der Bau einer großen Wehrtechnischen Fakultät, auf deren Fundamenten heute 26 Millionen Kubikmeter Kriegsschutt lasten - der Teufelsberg.Die Neugründung als Technische Universität (TU) sollte einen klaren Strich unter die Vergangenheit ziehen und ein missbrauchbares Technokratentum künftig verhindern. Die TU führte humanistische Pflichtvorlesungen ein. Neben Ingenieuren und Technikern prägten Germanisten, Historiker, Philosophen und Pädagogen das Profil der TU. Um die künftige Richtung stritten sich zwei große Lager - vor allem nachdem auch an der TU das große Sparen begonnen hatte. Ende 1996 wurde der TU von der Politik der Abbau der Hälfte ihrer Professuren verordnet. Aus 15 Fachbereichen entstanden acht Fakultäten. Heute orientiert sich die TU vor allem auf Kernbereiche wie Energie, Ernährung, Gesundheit, Information und Kommunikation, Transport und Verkehr sowie Wasser.------------------------------Foto: Neorenaissance und Techniksymbole: Detail der alten Hochschule von 1879.