Das ehemalige "Restaurant Budapest" öffnet demnächst als Block-House / "Cafe Warschau" wird Lokal-Brauerei: Steaks ja - aber nicht mehr auf ungarische Art

Die sechs Nationalitätenrestaurants im Ostteil der Stadt waren für viele eine gefragte Adresse. Keines konnte sich nach der Wende behaupten. Zwei der gastlichen Stätten werden demnächst wieder öffnen - mit anderem Gesicht und neuem Angebot.Seit vier Jahren hängt das Plakat mit einem Bullen an der Fassade des Hauses an der Karl-Marx-Allee/Ecke Straße der Pariser Kommune und kündigt ein Steakhouse an. Mitte Oktober soll die Eröffnung nun endlich stattfinden.In dem Haus befand sich seit 1954 das "Restaurant Budapest", der ungekrönte König unten den Nationalitätenrestaurants der HO. Wer scharfe Sachen und heiße Zigeunermusik liebte, konnte hier auf seine Kosten kommen. Kochkünste aus dem Lande der Magyaren wurden gepflegt, Tokayer und andere gute Tropfen kredenzt. Viele Reisegruppen ließen sich in der Gaststätte oder dem Tokayer-Keller nieder, Familienfeste und Betriebsfeiern wurden abgehalten. Erst nach der Wende war nachzulesen, wer sich im Gästebuch eingeschrieben hatte: Richard Nixon, der spätere US-Präsident, und der Kabarettist Didi Hallervorden. Mieter ließ sich Zeit Nicht überliefert ist, ob sie sich vielleicht ein "Hatsizinszelet Udparmestermod" servieren ließen, auf der Speisekarte das Gericht mit dem längsten Namen. Gemeint war damit das "Rumpsteak nach Hofmeisterart", wie die Ungarn es verstehen.Steaks - wenn auch nicht auf ungarisch - werden in Zukunft die dominierende Rolle in dem Lokal spielen. Denn die Hamburger Steakhausgruppe "Block-House" unterschrieb 1992 einen Mietvertrag, nachdem das Restaurant Budapest wegen Gästemangels schließen mußte. Aber der neue Mieter ließ sich Zeit. Er wartete ab, weil viel zu wenig Leben in der Allee herrscht.Zur Zeit hängen noch Bau-Planen vor der Häuserwand. "Aber im Oktober ist der Umbau fertig, dann geht es los. Es handelt sich um das fünfte Block-House in Berlin", sagt Christa Kochs, Sprecherin der Steakhausgruppe. Die Gaststätte wird nicht mehr in drei Etagen untergebracht, sondern nur noch im Parterre. Etwa 130 Plätze wird es geben. Wegen Rinderwahnsinn bräuchten sich die Gäste keine Gedanken machen, so Kochs. Das Fleisch komme direkt aus Argentinien und werde von der eigenen Fleischerei portioniert. Aber auch Lamm, Pute und Krabben würden ihren Platz auf der Karte finden.30 Mitarbeiter wird die Gaststätte haben, sie kommen zum Teil aus dem Osten. Zu ihnen gehört auch Betriebsleiterin Annette Höller, die letzte Direktorin vom "Budapest". Urige Balken und rustikale Sitzekken sollen Gemütlichkeit in den Raum bringen. Die äußere Gestaltung des Hauses wurde mit dem Denkmalschutz abgestimmt. "Einige Fenster wurden vergrößert, aber der Anblick der Fassade blieb erhalten", so Manager Michael Prechtel. Über den Anbau einer Terrasse würde im nächsten Jahr entschieden.Kaputte Fenster, herabhängende Tapeten, herumliegendes Gerümpel - das ehemalige "Cafe Warschau" in der Karl-Marx-Allee bietet einen völlig verwahrlosten Anblick. "Wir verhandeln mit einem Nutzer. Der Abschluß eines Mietsvertrages steht kurz bevor", kündigt Andreas Schmidt an, der als Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain für die Karl-Marx-Allee zuständig ist. Der neue Inhaber wolle in der Gaststätte Bier brauen und dann verkaufen, nach Möglichkeit auch in einem Biergarten neben dem Haus. Diese Fläche gehört dem Bezirk. Aber des Bezirksamt habe jetzt zugesagt, diese Nutzung zu unterstützen. Schwer verkäuflich Am längsten hielt sich die Nationalitätengaststätte "Cafe Moskau" am Leben. Seit einem Jahr ist sie nun dicht. In den letzten Monaten regte sich in dem Haus gegenüber dem Kino International nichts mehr. Das Lokal gilt jetzt als Ladenhüter, die Immobilie erweist sich als schwer verkäuflich. Das Gebäude wurde 1964 erbaut, steht unter Denkmalschutz und müßte im großen Umfang saniert werden. Die Kosten werden auf rund zehn Millionen Mark geschätzt. Der Kaufpreis dürfte bei etwa fünf Millionen Mark liegen. +++