Das Sechstagerennen soll eine Volksveranstaltung bleiben / Boxer Wladimir Klitschko gibt heute um 21 Uhr den Startschuss: "Wir wollen keine Promi-Tische", sagen die Macher

Bei dem Gedanken, dass sich das Berliner Sechstagerennen ähnlich wie hochkarätige Boxkämpfe in eine edle Veranstaltung mit Prominentenlogen, Hummerschwänzen und Abendroben verwandeln könnte, packt Veranstalter Heinz Seesing das kalte Grausen. "Wir wollen keine exklusiven Promi-Tische und sorgsam abgesperrte VIP-Bereiche", sagt er. "Das ist ein Sportfest für ganz normale Menschen." Und wenn Box-Europameister Wladimir Klitschko zusammen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) heute Abend gegen 21 Uhr den Startschuss für das 89. Berliner Sechstagerennen gibt, könne es auch passieren, "dass ein kleiner Angestellter direkt neben dem Bürgermeister jubelt", sagt Seesing. "Genau das macht das Berliner Sechstagerennen aus.""Alles soll so bleiben, wie es ist", wünscht sich auch der sportliche Leiter der Sixdays, Otto Ziege. Volkstümlich solle das Rennen sein, sagt er, ohne eine Edel-Gruppe in den Logen. Dennoch habe sich das Sechstagerennen stark verändert. "Früher dauerte eine Jagd Stunden jetzt ist es mit den vielen zusätzlichen Rennen vielseitiger geworden." Ein Nummernprogramm mit allen Großen des Radsports.Vor allem dem Publikum aus dem Ostteil der Stadt sei es zu verdanken, dass das Sechstagerennen nach einer siebenjährigen Unterbrechung in den vergangenen vier Jahren wieder zu einem Erfolg geworden sei, sagt Otto Ziege. Bis zu 80 000 Zuschauer erwarten die Veranstalter des Rad-Spektakels. Nach einer Studie der Sechstage-GmbH kamen im vergangenen Jahr 65 Prozent der Zuschauer aus den Ostbezirken und dem Umland. Nur 35 Prozent kamen aus dem ehemaligen West-Berlin. "Der Radsport hat in der DDR eine riesige Rolle gespielt. Die Leute wissen irrsinnig gut Bescheid", sagt Ziege. Ungewöhnlich ernsthaft verfolge das Berliner Publikum daher auch das Geschehen auf der Bahn. Im Velodrom herrsche keine Bierzelt-Atmosphäre im Gegensatz zu manchen Sixdays in anderen Städten, sagt Ziege. "Die kommen wirklich wegen des Sports, nicht wegen der Show."Auf das Publikum habe er sich erst einstellen müssen, gibt Organisator Heinz Seesing zu. "Betretene Stille" habe im ersten Jahr geherrscht, da vor allem die Zuschauer aus dem Osten nicht an so viel Rummel rund um die Radrennen gewöhnt gewesen seien. " Die sind die ganze Zeit auf ihren Plätzen sitzen geblieben", sagt Seesing. "Inzwischen fragen aber auch Leute nach Karten im Start und Zielbereich weil dieser so nah an der Showhalle liegt."Für das Programm rund um die Radrennen wurde in diesem Jahr wieder Frank Zander verpflichtet, der schon im letzten Jahr mit seiner eigens komponierten Sixdays-Hymne "Noch ne Runde" auftrat. Desweiteren werden unter anderem Drafi Deutscher, die Ö La Paloma Boys und Jung-Star Piero Mazzocchetti auftreten.