Der Anwalt des Altkanzlers

Stefan Holthoff-Pförtner ist Christdemokrat und Rechtsanwalt. Damit ist über den einflussreichen Essener Juristen schon viel gesagt, zumindest wenn man die Bezeichnungen wörtlich nimmt: Holthoff-Pförtner ist ein christlicher Demokrat und ein Anwalt des Rechts. Nun hat ihn Helmut Kohl im Zusammenhang mit der Spendenaffäre der CDU mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt, und es ist anzunehmen, dass Holthoff-Pförtner dem Altkanzler sehr genau sagte, worüber er in seinem Interview im ZDF sprechen soll und worüber besser nicht.Holthoff-Pförtner wollte selbst einmal Politiker sein. Aber die Provinzialität seiner örtlichen Parteigliederungen in Essen vergällte es ihm, sich mit der öffentlichen Sache zu beschäftigen. Das hat den ebenso eloquenten wie eitlen Mann sehr verletzt. Statt seine Fähigkeiten der örtlichen Partei zur Verfügung zu stellen, widmet sich der 51-Jährige inzwischen lieber den großen Linien der Politik.Holthoff-Pförtner ist mit Jürgen Rüttgers befreundet, dem Herausforderer des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Clement. Und er engagiert sich für den einen oder anderen in der Bundes-CDU. Dazu organisiert er in dem von ihm geschaffenen "Politischen Forum Ruhr" Gesprächskreise etablierter Politiker, und zwar unabhängig von deren Parteizugehörigkeit, mit jungen Köpfen, denen politische Karrieren zuzutrauen sind. Wolfgang Clement war(Fortsetzung Seite 2)Holthoff-Pförtner, Fortsetzung von S. 1 ---einst zu Gast, als er noch Wirtschaftsminister war. Auch Ignatz Bubis, der Ex-Präsidentschaftskandidat der Union Steffen Heitmann, der frühere General-Inspekteur der Bundeswehr, General Naumann, Siemens-Chef Heinrich von Pierer oder DGB-Chef Dieter Schulte gehörten zu den Gästen des Forums.Holthoff-Pförtner ist zudem ein begeisterter Tennis-Anhänger, wäre auch gern Nachfolger von Claus Stauder als Präsident des Deutschen Tennisbundes geworden. Stattdessen hat er, als dies nicht gelang, mit Boris Becker und Carl-Uwe Steeb eine Sportagentur gegründet. Und schließlich nicht das Unwichtigste verwaltet Holthoff-Pförtner auch noch das Vermögen für einen Teil der Eigentümer des Medien-Konzerns WAZ. All dies würde der eher bescheiden auftretende Mann allenfalls in unspektakulären Nebensätzen anklingen lassen. Aber alles zusammengenommen kann man den Essener Anwalt schon als einen der einflussreichs-ten Männer in NRW bezeichnen.Es fiele manchem Beobachter bei längerer Betrachtung wohl auch das Stichwort vom "Paten" ein. Doch das würde die Person ebenso unzulänglich beschreiben wie eine Einordnung als so genannter "Junger Wilder", weil er sich in seiner Partei schon für Umweltpolitik stark machte, als daran von den großen CDU-Strategen noch niemand dachte. Nein, für solche Kategorien ist Holthoff-Pförtner zu offen und unkonventionell. Im Kommunalwahlkampf unterstützte er in seiner Heimatstadt Essen den später unterlegenen Kandidaten der SPD, obwohl er sich auch parteipolitisch eng an die CDU gebunden fühlt. In Essen allerdings erschien ihm die Union zu sehr auf Personen und Macht ausgerichtet. Eine lokale Parteiorganisation eben, ohne inhaltliches Fundament.Ganz anders verhält es sich für Stefan Holthoff-Pförtner mit Helmut Kohl. Der Altkanzler gilt ihm als ein Mann mit Vision, ein Mann mit einem gesellschaftlichen Entwurf. Eine solche Politiker-Persönlichkeit ist dem Rechtsanwalt allemal näher als jungdynamische Karrieristen. Dass er Kohls Rechtsvertretung übernimmt, ist deswegen nicht verwunderlich.Eher schon, dass dies öffentlich wurde. Denn Holthoff-Pförtner ist lieber der Mann im Hintergrund. Und dass eine öffentliche Diskussion über die Verteidigung und ihre Linie dem zu Verteidigenden schon allein dadurch schaden kann, dass sie öffentlich wird, das weiß der Essener Anwalt sehr gut. Schließlich ist seine Kanzlei nicht ohne Erfahrung im Umgang mit Politikern: Auch der Unions-Abgeordnete Ronald Pofalla, der sich im Bundestag um Amtsführung und Abrechnungen des früheren Kanzleramtsministers Bodo Hombach kümmerte, gehört zu den Juristen an der Seite Holthoff-Pförtners.