Der Architekt Heinz Graffunder ist gestorben: Seine Vision: Eine Symbiose von Palast und Schloß
Heinz Graffunder, der Architekt des "Palastes der Republik" und anderer Starbauten der früheren DDR, ist tot. Er starb, wie erst gestern bekannt wurde, am 9. Dezember in Berlin.Der 1926 In einer Berliner Arbeiterfamille geborene Bauingenieur hatte sich seine Sporen u. a. im Wohnungsbau verdient, war In der Honecker-Zelt auch für die Ödnls in Marzahn und Hellersdorf zuständig. Nach der Wende trat der Architekturprofessor, der seinen Job von der Pike auf gelernt hatte, durch Gestaltung von soliden Wohn- und Geschäftshäusern In Erscheinung.Für Graffunder kam ein Abriß des "Palastes" nie In Frage. Das Argument der Asbestverseuchung hatte für ihn keine Bedeutung, weil auch andere, bleibende Bauten dieser Größenordnung das gleiche Problem haben. Abriß sei so etwas wie eine Fortsetzung der Bildersturmerel, die Ulbficht 1950 mit der Liquidlerung des Schlosses zelebrierte.Sanierung, Umbau und Veränderung -- das war Graffunders Devise. Er dachte laut über eine kühne Symbiose von Palast und Hohenzollernschloß nach. Ihm schwebte eln "Berliner Forum" als wlchtigstes Bauwerk der Hauptstadt vor, gebildet aus Elementen des früheren Schlosses mlt dem edlen Schlüterhof, den monumentalen Portalen und der Kuppel unter Einbeziehung wesentilcher Teile ~selnes" Palastes. Der Charakter eines solchen Bauwerks müßte durch Offenheit gekennzeichnet sein -- eine Stätte der demokratischen Begegnung in einem umfassenden, auf ganz Deutschland zugeschnittenen Sinn.Jetzt, da beredt über die weitere Zukunft von Berlins Mitte geschwlegen wird, weil die Kassen leer sind und noch wichtigere Dinge die Reglerenden bewegen, fehlt Graffunders Nachdenklichkeit. Man könnte sie gut gebrauchen. Palast-Architekt Heinz Graffunder. Foto: Bienert