Der Bankier Friedrich von Metzler über gute und schlechte Anlagen, den Wert von Tradition und den Umgang mit dem Tod seines Sohnes Jakob: Charakter, darum geht es
Die Metzler-Bank im Zentrum von Frankfurt am Main ist ein unscheinbares Gebäude aus den Fünfzigerjahren. Ein Schreibtisch im Foyer, dahinter eine Frau in den besten Jahren. Sie greift zum Telefon, als wir uns anmelden und spricht französisch in den Hörer. Wir plänkeln ein bisschen, und sie sagt: "Oh, Sie sprechen meine Sprache", was wir leider verneinen müssen. Sie hat uns dem Empfangschef avisiert, einem dunkelhäutigen Mann in schwarzer Hose und Weste, aus Nordafrika. Auf den Fluren und in den Räumen im 1. Stock sorgen Antiquitäten und alte Gemälde aus dem Besitz der Familie für Atmosphäre, hier werden die Kunden der Bank empfangen. Friedrich von Metzler leitet zusammen mit neun Partnern die älteste deutsche Privatbank in 11. Generation. Herr von Metzler, wir möchten über Geld reden.Dann sind Sie hier richtig.Wissen Sie, wie viel Geld Sie besitzen?Nein, da müsste ich ja dauernd in mein Aktiendepot schauen.Warum tun Sie es nicht?Es macht keinen Sinn, denn Aktienkurse schwanken. Ich gucke mir das Depot nur einmal im Jahr an. Aber unsere Vermögensverwalter verfolgen sehr genau, wie sich die Unternehmen entwickeln, deren Wertpapiere wir im Depot haben, und handeln entsprechend.Gibt es etwas, wofür Sie gerne Geld ausgeben, ganz persönlich?Ich sage es Ihnen: für Aktien. Sonst brauche ich nicht viel. Ich mache gerne Geschenke, aber ich kaufe immer Dinge, die man umtauschen kann.Die Börsenlegende André Kostolany hat gesagt, kaufe gute Aktien, pack' sie ins Depot und lege dich schlafen.Das gilt so nicht mehr, weil in der globalisierten Welt viel in Bewegung ist, sich Unternehmen verändern. Von Zeit zu Zeit muss man seine Aktien auch mal tauschen. Neulich hat mir ein Kunde geschrieben, dass von den Dow-Jones-Werten von vor hundert Jahren nur noch ein Name in dem amerikanischen Aktienindex verblieben ist. Wissen Sie welcher?General Electric. Fabelhaft.Aber geraten. Warum tun sich die Deutschen mit Aktien so schwer?Weil die Tradition fehlt, aus der so eine Kultur erwächst. Zwischen den Weltkriegen ist durch die Inflation und die jahrelange Wirtschaftskrise viel kaputt gegangen. Die Nazis haben den Aktienhandel verboten, man konnte nur zum Festpreis verkaufen, aber nicht kaufen. Und nach dem Krieg hatten die Menschen kein Geld für Aktien. Erst nach und nach entwickelt sich hier in der langen Friedenszeit wieder etwas, was in anderen Ländern selbstverständlich ist. Die Blase am Neuen Markt hat nicht gerade für Vertrauen gesorgt. Wir haben immer davor gewarnt und leider Recht behalten. Ich fand auch manche Marketingaktionen nicht gut, zum Beispiel, dass ein Schauspieler in Werbespots den Leuten das Blaue vom Himmel verspricht. Zwar hat sich niemand wie beim Schwarzen Freitag in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts aus dem Fenster gestürzt, als die Börsenblase dann geplatzt ist, aber nicht wenige haben ihre Altersvorsorge verschlechtert.Sie sind altmodisch.Wissen Sie, ich war überrascht über den Zynismus, mit dem viele Banker während des Börsenhypes in Amerika ihre Kunden getäuscht haben, nur damit die Bank verdient. Wir sind keine Produktverkäufer, sondern wir beraten die Menschen in der Hoffnung, dass sie lange bei uns bleiben. Jeder Kunde, der lange im Haus ist, wird ertragreich. Das geht nur nachhaltig.Sie setzen viel Vertrauen in die Börse. Was aber, wenn es wieder einen Schwarzen Freitag gibt wie 1929 in Amerika?Ich sage, Sie müssen Ihr Geld gestreut anlegen. Es wurde damals auch mit Reichsanleihen viel verloren, und zwar unwiederbringlich. Der Vorteil der Aktie ist, dass sie wieder an Wert gewinnen kann, da ja ein reales Unternehmen dahinter steht. Die Aktie eines Unternehmens, das wirklich solide ist, wird sich nach einem Börsenabsturz wieder erholen.Viele Privatbanken sind in Deutschland eingegangen oder wurden von größeren geschluckt. Sie existieren in der 11. Generation. Droht keine Gefahr?Natürlich gibt es Begehrlichkeiten, denn wir sind erfolgreich. Aber Gefahr droht nicht. Wir sind ein Familienunternehmen. Unsere Bank ist fest in der Hand von sechs Familienaktionären, die sich einig sind. Wir sind nicht an der Börse, also können wir nicht übernommen werden. Wir sind sicherheitsbedacht, bilden Rücklagen, verfügen über genügend Kapital für Wachstum. Es wäre für uns nicht sinnvoll zu fusionieren, auch weil man ein ähnliches Bankhaus mit dieser strategischen Ausrichtung, der besonderen Kultur, mit diesem Betriebsklima gar nicht findet. Und wir verfolgen die richtige Strategie. Wir haben uns schon frühzeitig vom Kreditgeschäft verabschiedet, weil das nicht zu unserer Struktur passt, und auf das Investmentbanking und die Vermögensverwaltung konzentriert.Das heißt, bei Ihnen kann man kein Geld leihen?Nein, wir verwalten das Geld unserer Kunden, legen es an, beraten. Unser Kern ist das Investmentgeschäft.Wie lange sind Sie in der Firma?1969 sind mein Vetter und ich eingestiegen, zuvor waren wir einige Jahre in den Vereinigten Staaten.Sie waren kein 68er?Nein, wir waren keine Umstürzler. Wir hatten aber auch keine Angst vor den Revolutionären.Angst, die könnten die Macht übernehmen und Sie enteignen?Na ganz so schlimm war es nicht. Manche Ideen - den Muff aus den Talaren zu schütteln, den Marsch durch die Institutionen anzutreten - das fanden wir schon gut. Unser Vater hat uns sehr offen erzogen, er war ein liberaler Mann. Mit den Nazis hatte er nichts am Hut. Er half jüdischen Bankerkollegen, auch als sie aus dem Land mussten. Und den christlichen Angestellten ihrer Banken hat er Arbeit gegeben. Gute Geschäfte konnte man so in der Nazizeit nicht machen. Als mein Vater 1950 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft kam, haben wir wieder klein angefangen und zunächst die finanzielle Substanz für das Bankgeschäft wieder aufgebaut.Wollten Sie immer schon Banker werden?Schon in der Schule habe ich am liebsten den Wirtschaftsteil der Zeitung gelesen. Mein Vetter und ich haben damals gemeinsam beschlossen, aus dieser Bank unserer Familie werden wir was machen. Wir sind hier in diesem Haus aufgewachsen - unten war die Bank, oben die Wohnung - das prägt. Meine Mutter wohnt heute noch dort oben.Ihr Weg war vorgegebenNach dem Abitur habe ich zu meinem Vater gesagt, ich möchte jetzt Geschichte und Literatur studieren. Ich habe schon damals Goethe sehr geliebt, und er ist noch immer mein Lieblingsschriftsteller. Aber heute weiß ich: Ich muss etwas unternehmen. Ich bin nun mal ein Unternehmer.Welche Rolle spielt die Tradition?Sie macht verantwortungsbewusst und ist lehrreich. Unsere Bank hat sich in den Jahrhunderten ständig verändert. Wenn wir unser Geschäft nicht pausenlos angepasst hätten, wären wir heute nicht mehr da. Wir haben ganz unterschiedliche Bankgeschäfte in den letzten 300 Jahren gemacht. Ganz am Anfang waren wir schon Devisenspezialisten, als es die vielen Münzsorten gab. Wir haben die Warenströme finanziert, die zur Frankfurter Messe kamen, und haben auch selber in Waren gehandelt. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts haben wir Anleihen emittiert. Zur napoleonischen Zeit waren wir Vermögensverwalter. Dann wiedermal Kreditbank, als die Aktien zwischen den beiden Kriegen nichts mehr wert waren. So ging es immer weiter.Nach dem Krieg wurde Frankfurt zur Bankenmetropole. Wie fühlt man sich, wenn um einen herum Wolkenkratzer wachsen?Wenn man jung ist, ist das wunderbar. Ich will ja, wo jetzt unsere Bank steht, auch noch ein Hochhaus bauen, 185 Meter. Wir sind bereits im Hochhausbebauungsplan der Stadt vorgesehen.Sie sind heute ein reicher Mann. Was bedeutet Ihnen Geld?Gestaltungsspielraum. Sicherheit für die Familie und die Mitarbeiter. Unabhängigkeit.Macht Geld nicht abhängig? Man muss sich kümmern.Dafür sind wir ja da.Nehmen wir an, wir hätten eine Million Euro mitgebracht und möchten das Geld Ihrer Bank anvertrauen. Was würden Sie uns raten?Zunächst einmal müssten wir gucken, wie Ihre Altersvorsorge aussieht. Wenn wir feststellen, dass Sie gut abgesichert sind, dass Sie die Million nicht brauchen, dann würden wir Ihr Geld breit gestreut international anlegen, Schwerpunkt Aktien. Wir haben Lebenszyklusmodelle, als junger Mann vor allem Aktien, wenn Sie älter werden nach und nach Rentenpapiere.Das rät uns auch der Volksbankberater.Dann macht er erst mal nichts falsch.Früher hieß die Regel: ein Drittel Aktien, ein Drittel Gold, ein Drittel Immobilien.Das gilt nicht mehr. Gold ist heutzutage völlig überflüssig. Früher hat man gesagt, steckt Euch ein paar Goldstücke in die Tasche, wenn ihr mal das Land verlassen müsst. Das waren andere Zeiten.Und die Anlage in Immobilien?Wissen Sie, ein Kunde mit einer Million soll sich auf Wertpapiere konzentrieren. Immobilien kann man im Unterschied zu Aktien nicht streuen. Und unser Immobiliengeschäft, das in Amerika sehr gut geht, haben wir in Deutschland Anfang der Neunzigerjahre eingestellt. Da begann der Abschreibungsboom. Es kamen diese falschen, übertriebenen Angebote, und die Kunden dachten, sie seien im Himmel. Wir haben gesagt, erwartet nicht zu viel, aber sie haben das nicht geglaubt.Menschen, die gierig sind, sind nicht zu beraten?Völlig richtig. Es dreht sich nicht so sehr um den Betrag. Es dreht sich um den Charakter des Menschen. Es gibt Menschen, die immer nur unzufrieden sind. Die sind nicht zu beraten.Haben Sie solche Kunden?Wir versuchen, Kunden zu gewinnen und zu halten, die mit ihrer Philosophie zu uns passen.Wir wären dennoch gerne Ihr Kunde. Wie viel müssten wir einsetzen, damit Sie uns nehmen?Es gibt kein Limit. Einstiegsgrenzen verwirren nur, und Kunden fühlen sich leicht als zweite Klasse. Wenn wir selbst akquirieren, dann sind die Kosten sehr hoch, und es lohnt sich erst ab einer bestimmten Summe. Oder es kommt jemand zu uns und wir sagen, gut, Sie wollen Geld anlegen, wir tun das für Sie oder vermitteln zu einem qualifizierten Vermögensverwalter, mit dem wir eine Partnerschaft haben. Oft richten wir dann ein Fondsdepot ein.Gehen Frauen anders mit Geld um als Männer?Ich glaube, sie sind vorsichtiger. Sie wollen ihre Familie absichern und spekulieren nicht so leicht, um immer mehr zu kriegen.Und Männer?Die verspüren mehr den Drang, reich zu werden.Ist Geld erotisch?Für manche ja, für mich nicht. Es gibt dieses Bild von dem Wucherer, der vor seiner Truhe sitzt und Nacht für Nacht Goldstücke zählt.Ich bin nicht Onkel Dagobert, der in einem Haufen Geld badet. Mein Verhältnis zu Geld ist eher abstrakt.Warum häufen Sie es dann an? Ich tue es für unsere Kunden und unsere Firma, die Mitarbeiter. Ein solides Bankhaus braucht stille Reserven für schlechtere Zeiten und Kapital, um wachsen zu können. Es gibt in Deutschland Tausende von Zertifikaten und Optionsscheinen, mit denen man vermeintlich viel Geld verdienen kann. Oft sind das falsche Versprechungen. Man darf seinen Kunden nicht zu viel versprechen, sonst kommt man leicht ins Spekulieren. Wir tun das nicht, sondern legen konservativ, in Qualitätswertpapieren an.Sie wollen nicht um jeden Preis verdienen?Ich will nicht reich sein, ich will erfolgreich sein. Dazu brauche ich in meinem Job natürlich Geld. Kennen Sie Leute, denen man helfen müsste, arme Leute?Das gehört zu unserem Anspruch, offen zu leben. Wir wissen von vielen Leuten, denen es nicht gut geht. Und zu helfen gehört zu unseren Prinzipien als Bank. Wir fordern unsere Mitarbeiter auf, uns von ihrem privaten sozialen Engagement zu erzählen, und wir unterstützen sie dabei. Wir bitten sie zu gucken, dass das Geld sinnvoll verwendet wird, es entstehen persönliche Patenschaften. Das hilft Bedürftigen und führt bei den Mitarbeitern zu Identifikation mit ihrer Bank, zu Stolz auf das Unternehmen. Es fordert auch immer wieder dazu heraus, sich selbst umzugucken, wo etwas sozial nicht stimmt. Dieser Kontakt ist wichtig für einen Banker.In Deutschland ist traditionell eher der Staat für das Soziale zuständig.Ja, aber der Staat wird doch seit Jahren immer weniger sozial, es kommen immer mehr Menschen in Bedrängnis. Das bedrückt uns und da gucken wir hin. Und wenn wir helfen können, tun wir das auch.Und warum tun Sie das?Wissen Sie, natürlich tun wir gute Taten auch für unser Geschäft. Wir müssen doch auf uns, auf unsere Bank aufmerksam machen, wir sind ja nicht altruistisch, nicht nur Gutmenschen. Außerdem freuen wir uns, wenn wir mit unserem Geld etwas Gutes anstellen können, da freuen wir uns echt. Aber wir wollen auch offen und ehrlich sagen: Wir müssen Geld verdienen, um es geben zu können.Was halten Sie von Hartz IV?Dass Menschen eigenverantwortlicher handeln sollen, dass das Bewusstsein verändert wird, finde ich richtig. Wir müssen ja etwas tun, damit der Sozialstaat wieder seine Leistung erbringen kann.Brecht hat gesagt: Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank. Was würden Sie ihm erwidern?Die Gründung einer Bank macht mehr Arbeit und schafft Arbeitsplätze.Herr von Metzler, Sie haben gerade Ihren 29-jährigen Neffen zum möglichen Nachfolger bestimmt.Wissen Sie, wir sind hier zehn Partner. Ich hoffe, er findet eine interessante Aufgabe für sich; ob er Partner wird, liegt an seiner Leistung. Es ist eher eine Option. Die Partner wollen die Familie einbinden. Sie wollen, dass die Familie interessiert bleibt, um die Bank nicht zu verkaufen. Die Mitarbeiter sind sich sehr bewusst, dass sie sich um die Familie kümmern, sie auch erziehen müssen. Wir haben meinem Neffen Leonhard, aber auch meinen siebzehn- und achtzehnjährigen Kindern gesagt, ihr habt die Chance, aber nicht die Pflicht, in die Bank zu kommen. Ihr werdet ja mal Aktien besitzen. Also kümmert euch. Das Wichtigste ist aber, im Beruf glücklich zu werden. Gibt es Privilegien für die Familie?Keineswegs. Wir sagen ihnen, ihr dürft kein falsches Karrieredenken haben. Für alle gelten die gleichen Aufstiegschancen. Das ist unser Ethos. Von Aktienbesitz dürfen sie keine falschen Ansprüche ableiten.Sie raten nicht zu?Nein. Ein bisschen?Ich rate nicht ab, ich rate nicht zu.Kann man Kinder prägen, wenn man wenig Zeit für sie hat?Wissen Sie, Kinder sind sehr beschäftigt, Sie müssen nicht ständig bemuttert werden. Wichtig ist, dass man ihnen Ideen gibt, sie anregt, motiviert. Vor allem muss man ihnen Selbstvertrauen geben. Anerkennung ist wichtig, das gilt nicht nur für Kinder. Bei uns hier im Haus ist das ein ganz wichtiges Prinzip. Was zählt mehr, fachliche Qualifikation oder Charakter?Charakter, Charakter, darum geht es. Qualifikation kann man leicht abfragen, Charakter nicht.Herr von Metzler, vor zwei Jahren ist Ihr Sohn Jakob ermordet worden. Ihnen ist ein Leid widerfahren, das man als Außenstehender allenfalls erahnen kann. Wir möchten mit Ihnen auch darüber sprechen, Sie werden entscheiden, ob Sie auf unsere Fragen antworten wollen.Ja, bitte.Hat es Ihnen in dieser Zeit geholfen, dass Sie Ihr Leben in einer so langen Traditionslinie Ihrer Familie sehen und dass Sie eine besondere Verantwortung für die Bank und Ihre Mitarbeiter verspüren?Ja, das hilft sehr. Der Zusammenhalt unserer Familie hat sehr geholfen. Wir haben noch zwei Kinder, wir haben Familienmitglieder, die uns auch brauchen, wir haben die Mitarbeiter und Kunden der Bank. Also müssen und wollen wir weitermachen.Wie haben Sie damals versucht, mit dem Schlag fertig zu werden?Ich war zwei Tage später wieder hier im Büro und habe alle Termine wahrgenommen. Die Mitarbeiter, die Kunden haben uns sehr geholfen.Wurde über das Geschehene geredet?Nein, wir haben gesagt, wir reden nicht darüber. Wissen Sie, vielen Menschen passiert schlimmes Leid, da sind wir auch keine Ausnahme. Man muss es tragen. Ich habe inzwischen viele Eltern getroffen, die ein Kind verloren haben. Man darf sich da selbst nicht zu wichtig nehmen.Wie geht es Ihnen heute? Ich sage immer: In Trauer, und siehe, wir leben. Verändert es das Denken eines Mannes, der viel mit Geld zu tun hat, wenn er erleben muss, wie Gier nach Geld jemanden zum Mörder des eigenen Sohnes macht?Ich habe einem Pfarrer gesagt, dass ich mit dem Gedanken nicht leben kann, dass die Menschheit so schlecht, so grausam ist. Das ist sie ja auch nicht.Nächste Woche wird das Urteil im Fall Daschner gesprochen, des stellvertretenden Frankfurter Polizeipräsidenten, der damals dem Mörder Ihres Sohnes Gewalt angedroht haben soll, damit dieser das Versteck seiner Geisel preisgibt. Daschner glaubte damals, dass Ihr Sohn noch lebt.Dazu, bitte haben Sie Verständnis, werde ich mich nicht äußern. Als Betroffener würde meine Äußerung der Sache nicht dienen.Gibt es eine Maxime, nach der Sie leben?Das Gefühl zu haben, man hat sein Leben nicht umsonst gelebt. Das Gespräch führten Jochen Arntz und Thomas Leinkauf.------------------------------Zur Person // FRIEDRICH VON METZLER führt die Metzler-Bank in 11. Generation. Sie ist die älteste Privatbank Deutschlands und konzentriert sich auf das Investmentgeschäft. Von Metzler arbeitet nach einem längeren Aufenthalt in den USA seit 1969 in der Bank.DER BANKIER interessiert sich für Geschichte und Literatur, sein Lieblingsdichter ist Goethe. Von Metzler ist verheiratet und hat zwei Kinder. Im Oktober 2002 wurde sein Sohn Jakob in Frankfurt am Main entführt und ermordet. ------------------------------Fotos (2): Friedrich von Metzler in seiner Bank in Frankfurt am Main. Mobilar und Gemälde stammen aus altem Familienbesitz.