Der Berliner Baustoffhersteller Eternit will mit kostensparenden Verfahren den Markt erobern: Strenge Asbest-Gesetze erzwangen Modernisierung
BERLIN, 8. März. Durch Neuheiten in der Umwelttechnik und schärfere Gesetze entstanden in den vergangenen Jahren in Deutschland neue Märkte, die oft von innovativen Spezialisten besetzt wurden. Viele alteingesessene Firmen mußten aber auch ihre Produktionsverfahren radikal umstellen, um den Anforderungen zu genügen. Eine der extremsten Umstellungen hatte die Berliner Firma Eternit zu bewältigen. Ende der 70er Jahre wurde bekannt, daß Asbest-Feinstaub gesundheitsschädlich sein kann, und der Baustoffhersteller Eternit mußte von heute auf morgen die Produktion von bis dahin üblichen asbesthaltigen Dachplatten und Fassadenelementen einstellen."Als Konsequenz aus dieser Diskussion entwickelten wir besondere Fähigkeiten", sagt Eternit-Vorstand Werner Rüberg. Seit Beginn der 90er Jahre ist die gesamte Produktion asbestfrei. Die Produktionsverfahren wurden erneuert und ein Öko-Controlling eingeführt. Die Abfallmengen konnten von 12 300 Tonnen 1993 auf unter 5 000 Tonnen 1997 gesenkt werden. Durch Einsparungen bei Rohmaterial, Energie und Wasser wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren die Herstellungskosten um drei Prozent jährlich gesenkt. Intensiv bemühte sich die neue Eternit auch darum, das Grau-Image loszuwerden. Statt grauer Wellplatten aus Faserzement entwickelte das Unternehmen außergewöhnliche Farbreihen für Dach und Fassade Ergebnisse zeigen die Eternit-Projekte an der Landsberger Allee 229 und Leipziger Straße 48.Problemlösungen aus einer HandZum Kerngeschäft von Eternit gehört die Fertigung geneigter Dächer für den ein- und mehrgeschossigen Wohnungsbau. Der Kampf um die Marktanteile ist hart. Jedes Jahr wird in Deutschland eine Dachfläche von rund 120 Millionen Quadratmetern neu gedeckt oder saniert. "In diesem Markt kommt es nicht nur darauf an, ein Produkt in Top-Qualität zu liefern", sagt Rüberg. "In Zukunft werden Dachdekker, Zimmerer und Innenausbauer viel stärker am Dach zusammenarbeiten und Problemlösungen aus einer Hand anbieten. So lassen sich erhebliche Kosten einsparen." Für Bauherren ist das kostengünstige Bauen für weniger als 2 000 Mark je Quadratmeter ein wichtiges Thema. Der Kostentreiber beim Bauen ist nicht allein der Preis des Werkstoffes, sondern die fehlende Abstimmung der Gewerke untereinander.Eternit arbeitet bereits an einem Modellprojekt. "Wir wollen nicht in die Produktion von Systemhäusern einsteigen, suchen aber nach Wegen, uns in die Wertschöpfungskette des neu entstehenden Marktsegments zu integrieren." Zwar ist auch an Eternit die Krise in der Bauindustrie nicht spurlos vorübergegangen 1996 ging der Umsatz von 673 Millionen Mark auf 593 Millionen Mark zurück doch Rüberg schaut optimistisch in die Zukunft: "Wir werden 1998 rund 100 neue Mitarbeiter einstellen."