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Ende letzten Monats lag Ivan Rebroff in einer Klinik, schwach und erschöpft, und sagte: "Ich bete jeden Tag zu Gott, dass er mich wieder vor mein Publikum lässt." Am Mittwoch ist er 76-jährig nahe Frankfurt/Main gestorben. Sein Wunsch wurde nicht mehr gehört. Seine Beziehung zu Gott aber soll sich zuletzt intensiviert haben; zunehmend legte er Wert auf Auftritte in Kirchen.Ivan Rebroff heißt eigentlich Hans-Rolf Rippert und wurde 1931 in Berlin-Spandau geboren. Er machte in Halle Abitur und legte sich bereits 1953 den russisch klingenden Namen zu: Kein Russe wirkte russischer als er. Und mit fast zwei Metern Größe, der massiven Statur, dem Bart unter der Fellmütze und dem donnernder Bass-Bariton - angeblich viereinhalb Oktaven - wirkte er jedenfalls beeindruckend. "Ich habe mich selbst erschaffen", sagte Rebroff stolz, bestand auf einer russischen Mutter, einem jüdischen Vater und erklärte, er wünsche nicht entzaubert zu werden. Er sprach fünf Sprachen fließend, hatte sich zuletzt auf einer griechischen Insel niedergelassen, fühlte sich als Weltbürger.Als Sänger war Rebroff ein Naturtalent, zusätzlich nahm er Gesangsunterricht in Hamburg und wurde dann bald nach seiner Russifizierung in Kosakenchöre aufgenommen. Mit den Chören und russischer Folklore unternahm er ausgedehnte Tourneen, berühmt wurde er 1968 als Tevje in "Anatevka", 500 Mal sang er im Pariser Olympia "Wenn ich einmal reich wär".Dieser Wunsch zumindest ging in Erfüllung, er war Gast auf den Showbühnen der Welt und hatte 36 Goldene Schallplatten. Nennenswerter Erfolg auf der Opernbühne aber blieb ihm versagt. Hat ihn das gekränkt oder fand er es lustiger bei den lustigen Musikanten? Man weiß es nicht bestimmt, doch in einem Interview beklagte er sich sehr, nur als Schlagerfuzzi wahrgenommen zu werden. Dabei habe er selbst Arnold Schönberg gesungen. (bw.)------------------------------Foto: Ivan Rebroff 31.7.1931- 27.2.2008