Die alte Universitätsklinik in der Ziegelstraße: Das erste keimfreie Krankenhaus

Ein wenig versteckt steht der backsteinerne Gebäudekomplex am Nordufer des Spreebogens. Zu großen Teilen sind die Inschriften über den Eingängen noch gut erhalten: "Augen. u. Ohren. Klinik", "Chir: Station" und "Universitätsklinik". Zwar lehrten im 19. Jahrhundert viele Ärzte der Charité auch an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Wilhelm-Universität, offizielle Universitätsklinik aber blieb bis zur Schließung im Jahr 1927 das 1818 erbaute Krankenhaus in der Ziegelstraße. Erst mit der Berufung Ferdinand Sauerbruchs an die Charité und der damit verbundenen finanziellen Ausstattung des Starmediziners, wurden Berlin zwei chirurgische Forschungskliniken zu teuer.In den Jahrzehnten zuvor war in der Ziegelstraße Medizingeschichte geschrieben worden. Hier hatte Emil von Behring in den 1890er Jahren wirksame Seren zur Behandlung der Diphtherie entwickelt und getestet. Hier machte sich der renommierte Operateur Ernst von Bergmann, seit 1882 Leiter der Chirurgischen Klinik, um die Asepsis verdient: In seinen Operationssälen wurde erstmalig unter weitgehend sterilen Bedingungen gearbeitet. Eine lebensrettende Revolution in einer Zeit, in der nicht einmal das Händewaschen selbstverständlich war - und Wundinfektionen an der Tagesordnung.1933 wird die Klinik in der Ziegelstraße noch einmal eröffnet: als nationalsozialistische Kaderschmiede und Versuchslabor. Ein dunkles Kaiptel, das auch am Medizinhistorischen Institut der Humboldt-Universität aufgearbeitet wird, welches heute Teile der ehemaligen Universitätsklinik nutzt. (cle.)