Meistgelesene Artikel
BERLIN, 3. Mai. Wettbewerb kommt immer dem Kunden zugute, heißt es. Es dürfte deshalb ein Frohlocken durch die Stuben gegangen sein, als sich die Nachricht herumsprach im Wehrbereichskommando IV in München: Der Catering-Konzern Dussmann übernimmt probeweise die Kantine. Zwei Jahre lang kocht Dussmann in dieser und dreizehn weiteren Kasernen in Süddeutschland um die Wette mit 51 Bundeswehr-Küchen und bewirbt sich damit für die Übernahme der gesamten Bundeswehr-Verpflegung. Fantasielos der Grenadier, der da nicht auf eine kulinarische Offensive von Dussmann spekulierte zur Eroberung Grünzeug tragender Herzen und Mägen.Steak, Kartoffeln, GemüseDoch die Verbände könnten enttäuscht werden. Von den Büfett-Leckereien, die etwa am Dienstag bei der Vorstellung des Projektes in Dussmanns Kulturkaufhaus in Berlin aufgetischt wurden, werden die Soldaten nichts zu sehen bekommen. Damit sie stark genug ist für die Verteidigung der Heimat, hat die Truppe penible Vorschriften dafür, wie ein nahrhaftes und kräftigendes Essen auszusehen hat. Spargel-Schinken- und Lachs-Häppchen sind auch unter dem neuem Küchenkommando nicht vorgesehen. "Da kam früher Kotelett mit Kartoffeln und Gemüse auf den Tisch, und das wird auch weiter so sein", erläutert Ulrich Horsmann.Horsmann ist Chef des vom Verteidigungsministerium gegründeten Unternehmens g.e.b.b.. Seit fünf Jahren überführt g.e.b.b. Bereiche, die nicht Kernaufgaben der Bundeswehr sind, in privatwirtschaftliche Hände. Um den Auto-Fuhrpark und die Kleidung der Armee kümmern sich mittlerweile schon private Firmen, was in den ersten drei Jahren Einsparungen von 313,8 Millionen Euro gebracht hat. Solche Effekte wünscht sich das Verteidigungsministerium nun auch im Verpflegungsbereich. Deshalb hat Horsmann am Dienstag einen Vertrag für das Kantinen-Pilotprojekt mit Dussmann unterschrieben.Stellen-DiätEin wirklicher Wettbewerb ist das Projekt aber nur bedingt. Der Vertrag für die vierzehn süddeutschen Bundeskantinen läuft unabhängig vom Ausgang der zweijährigen Testphase bis 2015, weil Dussmann Millionenbeträge investiert. Der Konzern soll nicht nur zeigen, dass er die Verpflegung rentabler übernimmt. Vor allem zielt das Projekt auf den Abbau von Stellen. Die 230 Mitarbeiter für den Betrieb der vierzehn Pilot-Kantinen übernimmt das Unternehmen von der Bundeswehr. Die sechs Manager, die für Dussmann den Betrieb organisieren, sollen den Köchen und Küchengehilfen auf lange Sicht Verträge im Unternehmen anbieten. Ausscheidende Bundeswehr-Mitarbeiter können sie bei Bedarf ersetzen. Oder auch nicht. Die neue Kantine verspricht also vor allem eine Diät. Für die Bundeswehr.