Die Knabenhäuser geben ein Zeugnis für soziales Bauen im 19. Jahrhundert: Viel Liebe zum Detail
BERLIN, 4. März. Mit der zunehmenden Industrialisierung Berlins im 19. Jahrhundert setzte sich in der Stadt eine neue Auffassung über den Umgang mit sozial schwachen Menschen durch. Ein Beispiel dafür, wie etwa Waisen untergebracht wurden, geben die Knabenhäuser in der Rummelsburger Bucht. Sie sind die einzigen Gebäude, die von dem ehemaligen Friedrichs-Waisenhaus noch erhalten geblieben sind. Die Stadt hatte für die Einrichtung ein großes Gelände mit Pavillons bebauen lassen. Ziel war es, die Kinder nicht mehr nur irgendwie unterzubringen, sondern ihnen ein annehmbares Zuhause zu schaffen. Nutzung durch SoldatenDie meisten Häuser wurden im Krieg zerstört oder später abgerissen. Nur die beiden Knabenhäuser am westlichen Rand des Geländes blieben stehen und waren zwischen 1945 und 1990 ein Bürohaus für Grenztruppen der DDR. Als Rest einer Arrestzelle ist aus dieser Zeit im Keller noch eine in die Wand verankerte Pritsche erhalten, die ausgeklappt kaum schmaler ist als die damals lichtlose Zelle. Das genaue Gegenteil von eng und dunkel sind die Räume in den oberen Etagen der Häuser. Die Decken im Erdgeschoss sind fast vier Meter hoch, entsprechend groß sind auch die Fenster. Aus den früheren Schlafsälen und Lernstuben der Jungen sind inzwischen Wohnungen geworden. Die Wasserstadt GmbH hat die Häuser in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz 2003 saniert. Die Räume wurden dabei neu zugeschnitten, Bäder und Küchen eingebaut und die früheren Dachspeicher sind nun auch Wohnungen. Wichtig war bei der Sanierung der Erhalt der Fassade. Denn die Häuser, die etwa 1850 errichtet wurden, zeigen einen eigenen Baustil der Vorgründerzeit. Auffallend ist etwa eine geschnitzte Holzbordüre, mit der die Dachkante geschmückt ist. Ein für Berlin ganz untypischer Stil. Dagegen passt die gelbe Klinkerfassade sehr gut zu den meist jedoch in rotem Backstein errichteten Nutzgebäuden aus der Zeit. Bei der Reinigung der über die Jahre völlig vergrauten Fassade stießen die Investoren auf unerwartete Details. "Wir haben sehr über die vielen Differenzierungen gestaunt, die da zum Vorschein kamen", berichtet der Geschäftsführer der Wasserstadt Uli Hellweg. So wiederholen dunkelgelb gemauerte Gesimse mit eigens geformten Profilziegeln das Muster der Dachbordüren und die Fensterstürze sind farbig hervorgehoben. ------------------------------Foto: Von dem ehemaligen Friedrichs-Waisenhaus in Rummelsburg stehen nur noch zwei Pavillons.