Die neue Gallup-Studie zeigt: 90 Prozent aller Mitarbeiter spüren keinerlei Bindung zu ihrem Arbeitsplatz: Der nächste Job ist auch nicht besser

Zuwenig Gehalt, Ärger mit dem Boss, Langeweile? Klagen Sie nicht. Der Job, den Sie haben, ist der beste. Sie wissen es nur noch nicht. Das behaupten zumindest die Psychologen und Buchautoren Volker Kitz und Manuel Tusch. Warum das so ist? Wir sprachen mit Manuel Tusch.Herr Tusch, was halten Sie vom so genannten Traumjob?Nichts. In jedem Job lauern dieselben Probleme: zu wenig Geld, zu wenig Anerkennung oder andere reden einem ständig hinein. Wir haben festgestellt: Die Menschen sind unglücklich, weil sie sich stets mit anderen vergleichen. Doch einer verdient immer mehr Geld. Auch der Bundeskanzlerin wird in ihre Arbeit ständig hineingeredet.Viele suchen Zufriedenheit im Alltag, indem sie ihr Hobby zum Beruf machen.Für unser Buch haben wir Menschen befragt, die im künstlerischen Bereich arbeiten. Auch Malen und Musizieren wird irgendwann zur Routine. Der Spaß verliert sich, wenn der finanzielle Druck wächst und die gewohnte Anerkennung einmal ausbleibt.Was sagen Sie Menschen, die innerlich bereits gekündigt haben?Die Suche nach einem neuen Job kostet viel Energie. Sie müssen sich bewerben, sich einarbeiten. Lohnt sich das? Diese Energie könnte darauf verwendet werden, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Vergangene Woche hat Gallup den neuen Engagement-Index bekannt gegeben: 90 Prozent aller Deutschen sind mit ihrer Arbeit unzufrieden. Ich bezweifele, dass sie zufriedener wären, wenn sie ihren Job wechselten. Wir neigen dazu, einen Beruf wegen eines dominanten Motors zu wählen. Man will mehr Geld, nettere Kollegen. Das Frustrationsrisiko sinkt, wenn man auf verschiedene Aspekte setzt: Sind die Kollegen nett und Sie bekommen Anerkennung für Ihre Arbeit, gleicht es eine schlechte Bezahlung wieder aus.So lässt sich also auch ein mieser Job schönreden?Ein Wechsel ist angebracht, wenn es nicht um Probleme geht, über die jeder klagen kann: bei Mobbing etwa, oder wenn man objektiv unterbezahlt ist.Interview: Kirsten Niemann------------------------------Volker Kitz und Manuel Tusch: Das Frust-Jobkillerbuch. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2008, 252 S., 19,90 Euro.------------------------------Foto : Selbst ein schöner Beruf wie der des Musikers wird irgendwann zur Routine.