Die Weltmacht der Zukunft heißt China. Doch ist das Land auf die USA angewiesen - beim Import von Essstäbchen: Amerika schlägt zurück
Die USA haben viele Probleme. Eines davon heißt China. Das asiatische Riesen-Land fordert die Amerikaner in der Weltpolitik zunehmend heraus. Es ist zudem der größte Gläubiger der Vereinigten Staaten und flutet die dortigen Märkte mit seinen Produkten.Aber die USA haben den Kampf gegen China noch nicht verloren. Das jedenfalls legt eine Meldung aus dem Bundesstaat Georgia nahe. Genauer gesagt aus einem Städtchen, das auch noch Americus heißt.Dort nämlich brummt die Produktion von Essstäbchen aus Holz. Und sie werden im großen Stil nach China exportiert. Also in das Land, in dem die Stäbchen seit 5000 Jahren zum nationalen Kulturgut gehören. Jae Lee, ein gebürtiger Südkoreaner mit amerikanischem Pass, hatte mit seiner Firma Georgia Chopsticks den richtigen Riecher. China nämlich kann seinen eigenen Bedarf an Essstäbchen nicht mehr decken, weil in dem rohstoffhungrigen Land das Holz knapp wird.Angeblich verbrauchen die Chinesen 45 Milliarden Einwegstäbchen pro Jahr. Das ist ein gewaltiger Markt, an dem Jae Lee teilhaben will. Bislang stellt er zwei Millionen Stäbchen pro Tag her. Zum Ende des Jahres sollen es zehn Millionen sein, ein Großteil davon geht nach China. Für sein Unternehmen ist Americus der ideale Standort. Das subtropische Klima Georgias ermöglicht das Wachstum von 250 Baumarten. Darunter sind Pappeln und amerikanische Amberbäume. Die Stäbchen, die Lee daraus herstellt, scheinen den chinesischen Ansprüchen genau zu entsprechen. Als er im vergangenen November erstmals seine Fühler nach China ausstreckte und den Markt sondierte, fragten ihn seine Freunde, ob er verrückt geworden sei. Jetzt, wo das Auftragsbuch prall gefüllt ist, fragt ihn das niemand mehr.Zurzeit beschäftigt der Unternehmer 25 Mitarbeiter. In absehbarer Zeit sollen es 150 sein. Dem Ort Americus, etwa zwei Autostunden südlich von der Coca-Cola-Metropole Atlanta gelegen, kann das nur guttun: Es gibt dort viel zu wenig Jobs, die Einwohnerzahl sinkt seit geraumer Zeit, vor vier Jahren zerstörte ein Tornado mehr als 100 Häuser und beschädigte etliche weitere. Lee arbeitet also am Wiederaufstieg von Americus. Und damit auch an dem Amerikas.