Doku über älteste Holocaust-Überlebende bei den Oscars

Los Angeles - Das Leben der Holocaust-Überlebenden Alice Herz-Sommer ist kurz nach ihrem Tod im Alter von 110 Jahren und knapp vor der Oscar-Verleihung als Kurzfilm auf die Leinwand gekommen.

Der Film «The Lady in Number 6: Music Saved My Life» des britischen Regisseurs Malcolm Clarke könnte am Sonntag den Oscar als beste Kurz-Dokumentation gewinnen. Die gebürtige Pragerin Herz-Sommer war am Sonntag in ihrer Wahlheimat London gestorben. Sie galt zuletzt als älteste Holocaust-Zeitzeugin und KZ-Überlebende.

Noch mit 110 Jahren habe Herz-Sommer einen «starken Sinn für Humor und einen funkelnden Geist» gehabt, sagte Clarke am Mittwochabend (Ortszeit) beim Empfang der nominierten Dokumentarfilmer im Akademie- Hauptquartier in Los Angeles der Nachrichtenagentur dpa. Nach Auskunft enger Freunde sei sie von der Nominierung des Films «begeistert» gewesen. Erst die Nachricht von ihrem Tod habe viele Menschen auf die lebensbejahende Frau aufmerksam gemacht. «Ich bin sehr stolz auf sie und auf ihre Lebensphilosophie, dass das Leben trotz Widrigkeiten wunderschön ist», betonte der Regisseur.

Herz-Sommer war eine gefragte Konzertpianistin, als sie mit 40 Jahren ins Konzentrationslager Theresienstadt kam. Ihre Liebe zur Musik habe ihr beim Überleben geholfen, sagt sie in dem Film. Ihr Mann Leopold Sommer starb 1945 in einem KZ. Mit Sohn Rafael zog sie zunächst nach Israel und später nach London. Nach dem Tod des Sohnes 2001 lebte sie dort alleine in ihrer Wohnung und spielte täglich Klavier. (dpa)