Dresdner Justizministerium bestätigt Kontakte von Siegmar Faust zur rechten Psycho-Sekte VPM: Sekten-Vorwurf gegen sächsischen Stasi-Beauftragten
DRESDEN, 15. März. Dem sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Siegmar Faust droht wegen angeblicher Nähe zu einer rechten Psycho-Sekte ein Abwahlverfahren. Die SPD-Landtagsfraktion hat die sofortige Amtsenthebung von Siegmar Faust beantragt, der die Behörde seit 1996 leitet. In einer Antwort des sächsischen Justizministeriums auf eine SPD-Anfrage waren mehrere Kontakte Fausts zum Schweizer "Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis" (VPM) aufgelistet worden. Laut Justizministerium unterhält Faust "seit einigen Jahren private Kontakte zu Personen in Berlin und Zürich, die dem VPM angehören oder ihm nahestehen". Faust habe im März 1997 an einer "VPM-Schulungswoche" in Zürich teilgenommen und dort ein Referat gehalten. Er habe außerdem für dieses Jahr ein Seminar in Dresden zum "Aufklärungskonzept seiner Behörde" geplant, woran VPM-Mitglieder teilnehmen sollten. "Siegmar Faust ist für das sensible Amt nicht länger tragbar", erklärte Joachim Richter (SPD). Der Landesbeauftragte sei ungeeignet, autoritäre Strukturen eines Staates aufzuarbeiten, wenn er selbst "intensiven Kontakt zu einer autoritären Psycho-Sekte" unterhalte. Vor dem VPM warnen die Sektenbeauftragten der Bundesländer seit Jahren. Das sächsische Justizministerium bezeichnete die Organisation jetzt als "Psychokult" mit "Absolutheitsanspruch".Faust sagte der "Berliner Zeitung", es habe "zu keinem Zeitpunkt" eine Zusammenarbeit seiner Behörde mit dem VPM gegeben. Die Planungen für das Seminar mit VPM-Beteiligung habe er beenden lassen. Faust erklärte: "Ich habe nicht genau gewußt, um was es sich bei denen handelt." Autoritäre Strukturen seien ihm nicht aufgefallen. Doch tatsächlich kennt Faust die Debatte um den VPM aus seiner Zeit als Vorsitzender der Berliner "Gedenkbibliothek für die Opfer des Stalinismus". 1994 klagten die DDR-Bürgerrechtler Bärbel Bohley und Jürgen Fuchs über "Versuche des VPM, die Gedenkbibliothek zu unterwandern". Faust bestätigte 1996 die VPM-Kontakte, sah darin aber "einen Ausdruck von demokratischem Pluralismus".Nicht zum ersten Mal taucht Faust im Dunstkreis einer Sekte auf. Nachdem er 1976 aus vierjähriger DDR-Haft entlassen worden war, hielt er Vorträge bei der Mun-Sekte und ihrer Tarnorganisation "Causa". Faust dazu: "Als ich merkte, daß ich dort ausgenutzt werden sollte, habe ich mich abgeseilt." Er sieht jetzt keinen Grund, sein Amt aufzugeben: "Ich werde nicht zurücktreten, warum denn?"