Ein leiser Organisator der Macht

Er steht gerne weit hinten im Saal. Still und unauffällig, im diskreten, dunkelgrauen Anzug, lauscht er den Parteitagsreden. Nur wer ihn kennt, kommt auf ihn zu, wechselt ein paar leise Worte, macht dann dem nächsten Platz. Kajo Wasserhövel, der künftige Bundesgeschäftsführer der SPD, legt keinen Wert auf öffentliche Aufmerksamkeit. "Er ist sehr präzise, sehr verschwiegen und sehr bodenständig", beschreibt ihn ein Genosse. "Vor allem aber ist er Münteferings rechte Hand."Münteferings Berater, sein Vertrauter, manchmal auch sein Ausputzer: Seit neun Jahren ist er das schon. Wasserhövel, wie Franz Müntefering ein Gewächs des tief konservativen, katholischen, ländlichen Nordrhein-Westfalens, ist mitgewandert mit seinem Chef. Von Düsseldorf nach Berlin, vom Referentenjob im Landesministerium über einen Job in der Parteizentrale bis zum Büroleiter in der Bundestagsfraktion. Und bei den Bundestagswahlkämpfen 1998 und 2002 war Wasserhövel ebenfalls dabei.Auch den nächsten Schritt seines Chefs wird der 41-Jährige begleiten: Wenn Müntefering an diesem Sonntag zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt wird, wird Wasserhövel ebenfalls befördert. Auf Münteferings Vorschlag hin hat die SPD-Führung ihn zum Bundesgeschäftsführer berufen, nach dem neuen Generalsekretär Klaus Uwe Benneter der wichtigste Posten im Parteiapparat. Denn der Bundesgeschäftsführer ist Herrscher über tausend hauptamtliche Funktionäre.Großes Organisationstalent wird Wasserhövel nachgesagt, aber auch gutes strategisches Gespür. Beides wird er in seinem neuen Job dringend brauchen. Denn die SPD befindet sich in einem selten schlechten Zustand: Die Basis empört sich über die Regierungspolitik, die Mitglieder treten zu Zehntausenden aus, und die Wähler strafen die Partei aus Wut über die Sozialreformen immer wieder ab. Selbst Gewerkschaften rufen zum Kampf gegen die Reformpolitik der Sozialdemokraten auf. Als würde all das nicht schon ausreichen, gründen enttäuschte Altgenossen in diesen Wochen auch noch eine neue Protestpartei links der SPD."Wir wollen dringend die Mitgliederentwicklung stabilisieren ", beschreibt Wasserhövel selbst seine neue, schwierige Aufgabe. "Wir müssen die Informationsflüsse innerhalb der Partei verbessern, und wir müssen mithelfen, dass sich die SPD bei den anstehenden Wahlkämpfen durchsetzen kann." Allein 13 davon stehen in diesem Jahr noch an; im Frühjahr 2005 folgt dann die Landtagswahl in Wasserhövels Heimat Nordrhein-Westfalen. Sieg oder Niederlage dort, da sind sich die Sozialdemokraten einig, entscheiden auch über das Überleben von Rot-Grün in Berlin. "Der Job verschreckt mich nicht", sagt der künftige Bundesgeschäftsführer. "Das ist doch eine Riesensache, und die mache ich gern."Foto: Kajo Wasserhövel, künftiger SPD-Bundesgeschäftsführer