Ex-Olympia-Chef räumte Schreibtisch ein / Kein Privatkapital in der S-Bahn: Nawrocki trat den Dienst an
Axel Nawrocki, neuernannter kauf männischer Geschäftsführer der Berliner S-Bahn-Projektgesellschaft und Ex-Olympia-Chef, räumte gestern in der Invalidenstraße -- gegenüber dem Nordbahnhof -- seinen Schreibtisch ein. Im Dienstgebäude der ehemaligen Reichsbahndirektion Berlin will er künftig Strategien für den Berliner Nahverkehr entwickeln.Möglicherweise erhält Nawrocki noch diese Woche seinen Partner in der Geschäftsführung. Während er selbst für volle Kassen sorgen soll, ist für die Verkehrs- und technischen Angelegenheiten durch den Vorstand der Deutschen Bahn AG ein ostdeutscher Kandidat angepeilt worden. "Wenn nichts dazwischenkommt, wird dies ein erfahrener Reichsbahn-Mann sein", prophezeit Werner Remmert, Repräsentant der Deutschen Bahn AG für das Land Berlin.Nawrocki hatte am 20. Dezember seinen Vertrag als Chef der Berliner S-Bahn-Vorbereitungsgesellschaft in der damaligen Bundesbahn-Zentrale in Frankfurt/Main unterschrieben. Bekannt wurde dies aber erst Ende Dezember "durch Indiskretion, was zu Verstimmung in der Berliner Politik führte. Verkehrs-Staatssekretär Ingo Schmitt erklärte: "Wir hätten erwartet, daß eine so weitreichende Entscheidung im Einvernehmen mit dem Verkehrssenator getroffen worden wäre. Wir wurden aber weder gefragt noch informiert." Heute will Nawrocki bei Schmitt seinen "Antrittsbesuch" machen: "Ich bin überzeugt, daß die Dissonanzen ausgeräumt werden."Der einstige Olympia-Manager wies Vorwürfe zurück, er sei in den vergangenen Tagen "untergetaucht , um Kritiken der Offentlichkeit an seiner Berufung aus dem Wege zu gehen. Vielmehr habe er sich "um tausend Kleinigkeiten" kümmern müssen: von Telefonanschlüssen bis zum Briefpapier.Für die 5-Bahn hat Nawrocki zwar große, aber vorerst nicht genau definierbare Pläne: "Wir müssen mit diesem Pfund des Berliner Nahverkehrs wuchern." In den wenigen Stunden seiner Dienstzeit habe er "eine große Motivation der Mitarbeiter, aber auch Unruhe festgestellt, die auf sensible Weise abgebaut werden muß". Sein neuer Chef Hernmert über ihn: "Wir sollten Herrn Nawrocki die Chance geben und ihn an den Erbnissen seiner Arbeit messen." Sein Vertrag läuft unbefristet. Dies bedeutet, daß er auch automatisch Chef der S-Bahn Berlin Gesellschaft wird, die am 1. Okober gegründet wird und später die Betriebsführung dieses Verkehrsmittels eigenständig übernimmt.Spekulationen über den künftigen Einsatz von Privatkapital in der Berliner S-Bahn wies Remmert zurück: "Es gibt wohl keinen Konzern, der bereit wäre, in eine Gesellschaft einzutreten, die keine Gewinne abwirft." Auch die AEG, von der behauptet wurde, sie hätte entsprechende Pläne, dementierte dies gestern. Sie wolle "kein komplettes Verkehrssystem in Berlin oder Teile davon übernehmen". Wie man sieht, bin ich nicht untergetaucht" Nawrocki gestern vor der Tür dar Berliner S-Bahn-Zentrale.