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Mitten im Sommerloch 1989 machte Anne Klein, damals Berlins Senatorin für Frauen, Jugend und Familie, Schlagzeilen. Grund: Die Rechtsanwältin hatte sich 1987 - damals noch nicht Senatorin - an einem Pilotenspiel beteiligt. Die CDU rief "Skandal" und weidete diesen genüßlich aus. Was sagt Anne Klein heute zu solchen Glücksspielen?"Ich kann nur jedem raten, die Finger davon zu lassen", ist Anne Klein überzeugt. "Das ist ein asoziales Spiel." Der engagierten Feministin und Rechtsanwältin sind das Jahr 1989, die Aufregung, die Kritik von seiten der CDU noch gut in Erinnerung. Drei Monate, nachdem der rot-grüne Senat die Arbeit aufgenommen hatte, lancierte der damalige CDU-Geschäftsführer Klaus Wienhold die Glücksspiel-Geschichte an die Presse. "Zockende Zora im Momper-Senat?" titelten die Zeitungen, der Skandal schien perfekt. 1987 hatte Anne Klein unter dem Decknamen "Zora" an dem Pilotenspiel teilgenommen, 2 000 Mark investiert und rund 10 000 Mark gewonnen. Für die CDU ein gefundenes Fressen, eine Jugendsenatorin muß schließlich Vorbild sein. Schnell wurde Anne Klein zur "leidenschaftlichen Spielerin" hochstilisiert - auch wenn das falsch war. Der Bekanntheitsgrad von Senatorin Klein schnellte auf 97 Prozent, auf der Beliebtheitsskala fiel sie dagegen auf minus 1,8 Prozent.Das ist lange her. Warum hat sie sich damals auf das Pilotenspiel eingelassen? "Es hat mich eigentlich nicht gereizt, aber ich bin einfach unter Druck geraten." Kollegen wollten sich an dem in Berlin neu eingeführten Spiel beteiligen, in bestimmten Szene-Kreisen war das Spiel "in". "Damals war das alles neu, das Spiel wurde von einem Yuppie geleitet, da hat man halt mitgemacht", erinnert sich Anne Klein. Für sie ist klar: "Nie wieder."Der Rechtsanwältin ist heute unverständlich, wieso immer noch so viele Menschen an diesen Glücksspielen teilnehmen. "In den vergangenen Jahren wird überall, in den Medien, in Schulen vor den Gefahren gewarnt, eigentlich kann jeder Bescheid wissen." Wer dennoch von Glücksspielen nicht lassen könne oder sich deswegen sogar verschulde, benötige professionelle Hilfe. "Das Spielen kann auch zur Sucht werden", weiß Anne Klein.Sie selbst hat seit 1987 die Hände vom Glücksspiel gelassen, sie spielt kein Lotto und besucht keine Spielbank. "Das ist eigentlich gar nichts für mich", sagt Anne Klein. cri +++