Familie Späth aus der Geschichte des ältesten Berliner Gewerbebetriebes
- Baumschulenweg heißt ein Ortsteil in Treptow und eine S-Bahn-Station. Beide haben ihre Entstehung der Gärtner-Familie Späth, vor allem Franz Späth (Foto), zu verdanken. Heute ist es der älteste Gewerbebetrieb der Stadt. Familie Späth erweiterte beständig durch Neu- und Zukauf von Ländereien das Unternehmen. Vor dem Halleschen Tor gründete 1720 Christoph Späth eine kleine Gemüse- und Blumengärtnerei. Friedrich Wilhelm I. stieg bei seinen Ausritten hier oft ab und interessierte sich für die Arbeiten. Der Späth-Sohn Carl verlegte Anfang 1760 die Gärtnerei in die damals wenig bebaute Köpenikker Straße und erweiterte sie. Die Interessen seines Sohnes Friedrich lagen auf künstlerischem und wissenschaftlichem Gebiet. Entsprechend gestaltete er ab 1792 seinen Betrieb um. Dessen Sohn Ludwig schränkte die Gemüsezucht zugunsten der Anzucht von Blumen und Topfpflanzen ein. Bald führte man Pflanzen in die nicht preußischen Provinzen aus. 1856 wurden erstmals Preisbücher ins In- und Ausland verschickt.Nachfolger Franz Späth studierte nach Abschluß der Lehre den ausländischen Gartenbau in Belgien, Frankreich, England und Holland. Er wollte den väterlichen Betrieb zur größten Baumschule Deutschlands und, wenn möglich, der Welt ausbauen. Ihm gelang es, von 60 verschiedenen Besitzern einen Teil der Rudower Wiesen zu erwerben. Schon bald wurden die ersten gepflasterten Zufahrtsstraßen von Neukölln, Treptow und Britz zur Baumschule gebaut. Zwischen den Eisenbahnstationen Treptow und Johannisthal entstand 1890 auf Anregung von Späth eine Haltestelle der Görlitzer Vorortbahn und der Stadtbahn der Bahnhof Baumschulenweg. 1874 ließ Franz Späth das Herrenhaus und 1879 das Arboretum errichten. Jährlich wurden rund 180 000 Bäume veredelt, 100 000 Alleebäume gezogen und 30 000 Rosen ausgepflanzt. 1896 gliederte er der Baumschule eine Abteilung für Gartengestaltung an. Sein Sohn Dr. Hellmut Späth kaufte 1917 ein Rittergut des Albrecht von Ketzin und erweiterte die Fläche auf 1 300 Morgen. Es entstanden Beregnungsanlagen, Bauten, ein großer Packschuppen mit eigenem Anschlußgleis und eine große Schutzhalle für Pflanzen, Wohnungen für Arbeiter und Angestellte. In Baumschulenweg verblieben noch 250 Morgen. Dr. Hellmut Späth starb vor Kriegsende im KZ Sachsenhausen. 1949 wurde der Betrieb in Volkseigentum überführt. 1961 erfolgte die Angliederung des Arboretums an die Humboldt-Universität. Auf den Gartenbauausstellungen in Leipzig-Markleeberg und auf der iga in Erfurt errang die Baumschule mit ihren Züchtungen 20 Gold-, 14 Silber- und elf Bronzemedaillen. Noch heute sitzt im Herrenhaus die Verwaltung des Arboretums. Botaniker und Studenten betreuen das Rosarium und den öffentlichen dendrologischen (gehölzkundlichen) Park mit mehr als 4 000 Gewächsarten. Auf dem gesamten Gelände existieren jetzt drei Betriebe.