Firma Schwabe zieht Patente für Umckaloabo zurück: Urteil mit Nebenwirkungen
FRANKFURT A. M. Der Pharma-Konzern Schwabe zieht Konsequenzen aus der jüngsten Entscheidung des Europäischen Patentamtes (EPA) zu seinem Bronchitis-Mittel Umckaloabo. Das Unternehmen, nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer bei pflanzlichen Arzneimitteln, will insgesamt fünf Patente zur Herstellung des umstrittenen Umchaloabo künftig nicht mehr beanspruchen.Dirk Reischig, Vorsitzender der Geschäftsführung von Schwabe, begründetet den Schritt gestern in Berlin mit einer "strategischen Grundsatzentscheidung über den zukünftigen Umgang mit Patenten auf pflanzliche Wirkstoffe und traditionellem Wissen".Wissen der PelargonierSchwabe stellt Umckaloabo aus zwei nur in der östlichen Kap-Provinz von Südafrika vorkommenden Pelargonien-Arten her. Die Wirkung der Wurzeln ist der einheimischen Bevölkerung seit Jahrhunderten bekannt. In der Ortschaft Alice stellen die Bewohner aus Pelargonien seit Generationen Tinkturen zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege und Tuberkulose her.Basierend auf diesem Wissen produziert Schwabe aus den südafrikanischen Wurzeln den Sirup Umckaloabo. Das Medikament rangiert in der deutschen Liste der beliebtesten Medikamente auf Rang 20. Schwabe vermarktet den Gewinnbringer als einzigartiges afrikanisches Naturheilmittel mittlerweile in 40 Ländern. Das Extraktionsverfahren zur Herstellung hat Schwabe sich 2007 vom EPA patentieren lassen.Für Michael Frein, Experte für Handelspolitik des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) ein "klarer Fall von Biopiraterie". Das Karlsruher Unternehmen habe genetische Ressourcen aus dem südlichen Afrika und das traditionelle Wissen der Menschen in der östlichen Kap-Provinz monopolisiert.Unterstützt vom EED und dem African Center for Biosafety klagten die Bewohner von Alice gegen das Patent. Mit Erfolg. Ende Januar widerrief das EPA das Patent auf das Extraktionsverfahren von Schwabe. In der schriftlichen Urteilsbegründung hieß es: Das Schwabe-Patent beruht nicht auf einem "erfinderischen Schritt", da das beschriebene Verfahren bereits zuvor ausreichend bekannt gewesen sei.Die Firma sorgt sich nun um den guten Ruf seines Blockbusters und begründet den Verzicht auf insgesamt fünf Patente mit dem Hinweis, die Marke Umckaloabo könne sonst beschädigt werden. Schwabe kündigte zudem die Gründung einer Umckaloabo-Stiftung für soziale Projekte in Südafrika an. Frein findet das "im Prinzip gut". Schwabe müsse auf die Menschen in der Region zugehen und mit ihnen über einen Vorteilsausgleich verhandeln.------------------------------Foto: Pelargonien liefern den Rohstoff für das Bronchitismittel Umckaloabo.