"Focus"-Chef Helmut Markwort unterlag "Titanic": Das Gericht schuf Fakten

Satire darf alles, sagte Tucholsky. "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort ist mindestens in einem Fall anderer Meinung. Er verklagte die Zeitschrift "Titanic" auf 100 000 Mark Schmerzensgeld, weil sie eine Karikatur aus dem Berliner Stadtmagazin "Zitty" nachgedruckt hatte, in der Markwort statt mit seinem Werbespruch "Fakten, Fakten, Fakten" mit einer ähnlich klingenden Vokabel zitiert wird, die der Duden als "derb, für koitieren" umschreibt. Gestern nachmittag nun entschied das Berliner Landgericht zugunsten der Satire, Markwort ging leer aus.Dutzende Journalisten mit Kamera und Fotoapparat, mit Mikrofon und Notizblock drängelten sich vor dem Saal 143, wo für halb elf der Prozeß - nicht ganz korrekt - "Titanic gegen Markwart" angekündigt war. Es ging darum, ob die satirische Zeitschrift wirklich "in die Persönlichkeitsrechte des erfolgreichsten Chefredakteurs Deutschlands" eingegriffen hat, wie einer der beiden "Focus"-Anwälte dem Gericht erklärte, oder nicht. "Pressefreiheit hat ihre Grenzen", sagte der Markwort-Rechtsanwalt. Die Karikatur verletze die "Intimsphäre", eine "systematische Kampagne" läge vor, und außerdem hätte er "das Gefühl, daß aus dieser Sache eine Prestige-Angelegenheit gemacht wird", auf Kosten seines Mandanten. Sein Kollege von der Gegenseite bemühte Artikel fünf Absatz drei im Grundgesetz, der die Meinungsfreiheit garantiert und sprach ansonsten über Pressefreiheit im allgemeinen und Satire im besonderen. Der Richter hörte beiden Reden routiniert bis belustigt zu und gab sein Urteil wenige Stunden später bekannt.Nach Auffassung der 27. Zivilkammer ist die abgedruckte Karikatur mit dem Recht auf Meinungsfreiheit vereinbar, ein vorrangiges Ziel, Markwort verächtlich zu machen, konnte das Gericht schließlich nicht entdecken. Nun will Markwort gegen den "stern" zu Felde ziehen, der die umstrittene Zeichnung ebenfalls nachgedruckt hat. +++