Restaurant Cha for Tee: Maultäschchen und die deutsch-chinesische Freundschaft

Im Kreuzberger Bergmannkiez entwickelt sich ein kleines Dumpling-Restaurant zum beliebten Hot-Spot. Wir waren dort und sagen: vollkommen zu Recht!

Dim Sum sind meist gedämpfte Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen. Serviert werden sie in Holzkörben, in denen sie auch gedämpft werden. Seltener ist die frittierte Variante.
Dim Sum sind meist gedämpfte Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen. Serviert werden sie in Holzkörben, in denen sie auch gedämpft werden. Seltener ist die frittierte Variante.Roshanak Amini für Berliner Zeitung am Wochenende

Der Kreuzberger Bergmannkiez ist gastronomisch voll erschlossen, da ist kein Platz mehr auch nur für den kleinsten Foodtruck. Von den Einheimischen wird der Hauptteil der in jedem Reiseführer durchgenudelten Bergmannstraße weitläufig gemieden, sieht man einmal von den österreichischen Klassikern Austria und Felix Austria auf der Höhe der Marheinekehalle ab und der dauerangesagten Pizzeria Fratelli La Bionda und vom klasse Food-Angebot in der Markthalle selbst. In den Seitenstraßen ist die Restaurantdichte immer noch sehr hoch, die Qualität aber deutlich besser.

Gastronomisches Komplettangebot

Seit dem Herbst vergangenen Jahres ist ein weiteres asiatisches Restaurant hinzugekommen: das Cha for Tee auf der Friesenstraße, die ja mit portugiesischen Restaurants, Cafés, Weinbars und dem immer gut besuchten und super gastfreundlichen thailändischen Restaurant Sarod's schon über ein gastronomisches Komplettangebot verfügt.

Das Cha for Tee gibt es eigentlich schon länger, aber erst jetzt nach mehreren Monaten Pause und einem Betreiberwechsel mausert sich das Dumpling-Restaurant kurz vor der Jüterboger Straße zu einem Kiezliebling. War das Restaurant mit den circa 30 Plätzen im Herbst des vergangenen Jahres meist nur mäßig besucht, so hat man nun Glück, wenn man an einem Sonntagabend noch einen Platz bekommt.

Der Empfang ist immer herzlich, das ältere chinesische Ehepaar, das das Cha for Tee übernommen hat und nun betreibt, erfüllt alle Erwartungen, die man an Gastfreundlichkeit haben kann. Man sitzt kaum, da kommen schon Tee und die Karte, dazu ein kleiner Block und ein Stift, die Speisen muss man selbst notieren, das Paar spricht nur wenig deutsch, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch. Irgendwie ist man so angesteckt von der sprichwörtlichen asiatischen Freundlichkeit, man würde auch begeistert Wurzeln ziehen auf dem kleinen Block.

Zurück zum Essen: Wir sind zu zweit und wählen zwei Vorspeisen: die mittlerweile trendigen Edamame-Bohnen, in Butter gedünstet und gesalzen, dazu einen Seetang-Salat. Ersteres ein wunderbarer Snack, mit dem man sich genüsslich dem Hauptgang entgegenzuzeln kann, zweiteres eher unspektakulär und säuerlich.

Abgerundet mit der Sojasoße

Als Hauptspeisen dann natürlich die Dumplings, korrekt: Dim Sum, eine Spezialität der kantonesischen Küche, was wörtlich „kleine Herzwärmer“ bedeutet, Soulfood also. Besser kann man es nicht treffen. Bei den Dumplings handelt es sich um Teigsäckchen, die mit den unterschiedlichsten Füllungen serviert werden. Meist werden Dim Sum gedämpft, seltener frittiert. Serviert werden sie in einem Holzkorb mit Deckel, in dem sie auch gedämpft werden.

Wir bestellen drei Körbchen pro Person. Darin liegen je vier Dumplings, einmal gefüllt mit Hühnerfleisch und Wasserkarotten, einen Korb mit Glasnudeln, Grünkohl und Karotten und einen mit Kartoffeln, Kohlrabi und Sauerkraut. Die Dumplings kommen dampfend an den Tisch, man kann sie gut zwischen den Stäbchen halten und in die Sojasoße tunken, die man zuvor in eine muschelförmige Schale gegossen hat.

Ein Genuss, die Maultäschchen sind würzig und süßlich zugleich, ihre Konsistenz je nach Teig (gefärbt mit roter Bete oder grünen Bohnen) mal weicher, mal bissfester. Schnell hat man die vier Dim Sums aus dem Korb gegessen, dazu empfiehlt sich asiatisches Bier. Ein herzhafter Genuss, gar nicht schwer. Wer aber wirklich sehr großen Hunger hat, sollte direkt vier Körbe bestellen, also 16 Maultäschchen. Klingt viel, man mampft sie aber hungrig und mit großer Freude schnell weg und die Dim Sum liegen wirklich nicht schwer im Magen. 

Wertung: Vier von Fünf


Cha for Tee, Friesenstraße 18, 10965 Berlin, Dienstag bis Sonntag 17 bis 22 Uhr. Tel.: 0178/4154754