Für Intellektuelle & Polizisten: Diese Köfte in Kreuzberg gehören auf Ihre Liste
Ob Gel Gör oder Saray: Wir könnten jede Woche für Sie einen türkischen Döner-Imbiss rezensieren. Wir finden nur die Guten. Heute empfehlen wir Ihnen: Köfte 61.

Berliner lieben Köfte. Diese kleinen Hackfleischröllchen, die den Cevapcici vom Balkan verblüffend ähneln und trotzdem doch so ganz anders schmecken, mindestens genauso wie den guten alten Döner. Und es gibt so viele gute Köfte-Griller in der Hauptstadt, dass wir bestimmt jede Woche einen wirklich guten Imbiss porträtieren könnten. Da sind die wunderbaren runden Akcaabat-Köfte von Saray in der Otto-Suhr-Siedlung zwischen Mitte und Kreuzberg.
Und da ist der wunderbar frische Geschmack der Hackfleischbällchen-Brote von Gel Gör auf dem Kottbusser Damm. Beide Imbisse können wir bedingungslos empfehlen. Falls Sie noch nicht dort waren, am Wochenende ist wieder Bombenwetter angesagt. Ein in Alu-Folie eingewickeltes fettiges Baguette versüßt jeden Spaziergang oder führt dem Körper nachts noch wichtige Elektrolyte zu.
Aber Vorsicht, es gibt auch wirklich schlechte türkische Imbisse. Meistens reicht ja schon ein Blick auf den Grillspieß (wenn vorhanden). Je dichter das Produkt ist und wenn Sie keinerlei Struktur und einzelne Schichten erkennen können, handelt es sich um einen industriell hergestellten Formfleisch-Spieß. Das schmeckt zwar salzig, aber auch extrem langweilig und pappig. Und den Tieren, die dafür geschlachtet wurden, ging es wahrscheinlich noch ein bisschen schlechter.

Das Doyum (Rezension folgt) etwa verfügt über einen guten Grillspieß. Schauen Sie mal in die Läden in direkter Nachbarschaft, die haben fast alle den oben beschriebenen Ekel-Press-Spieß und taugen nichts. Der Köfte-Laden um den es hier geht, er heißt Köfte 61 (wegen der letzten zwei Ziffern der Postleitzahl), hat zwar keinen Grillspieß, aber ist trotzdem einer der guten Imbisse der Hauptstadt. Und das ist ja das, was Sie, liebe Leser von uns hier erwarten: Wir trennen für Sie die Spreu vom Weizen, wie man so schön sagt.
Beim Döner-Spieß ist Augenmaß gefragt
Einige von Ihnen werden jetzt sagen: Köfte 61? Das ist doch ein alter Hut. Und das stimmt, für uns in der Redaktion dient dieser Laden als Kalorienzufuhr für die Mittagspause oder wenn man mal nach einer Abendschicht noch Hunger hat. Warum, weil die Köfte schön knusprig gebraten sind, das Brot schön kross aus dem Kontaktgrill kommt, weil der Salat einfach schön knackig ist, die Soßen mit Liebe angerührt sind und die Tomaten vom Großmarkt vorher vom Wirt probiert wurden. Und: Weil jedes Köfte-Baguette vor dem Servieren vor den Augen des Kunden mit einem Spritzer Zitronensaft beträufelt und mit Sumach und Salz berieselt wird.
Und für diesen Genuss kommen nicht nur wir (2,8 Kilometer), sondern auch viele andere Gäste von weit her. Wie von Geisterhand gibt es auch immer einen Parkplatz vor der Tür, der wahrscheinlich auch die grünen Reformvorhaben zur autofreien Stadt überstehen wird. Wer Stammgast bei Köfte 61 ist, der sieht auch immer wieder den gut gebauten Motorrad-Polizisten in seiner rammengen dunkelblauen Biker-Kluft (inklusive Leuchtschrift auf dem Rücken). Der bestellt natürlich immer ein Köfte-Baguette (4 Röllchen) ohne Zwiebeln zum Hieressen und noch ein Jumbo-Köfte-Baguette (6 Röllchen) zum Mitnehmen und eine Coke-Zero, die er dann einfach für später in seinen Motorradkoffern verstaut.
Wir essen natürlich immer direkt bei Köfte 61. Vor allem, weil die Jungs hinter dem Tresen so nett sind, weil man hier die neueste Kiezmode der Gäste studieren kann und vor allem, weil es einen kleinen Bastkorb mit Büchern gibt. Bei der Auswahl von Koran, einem Buch mit dem Titel „Vom Sinn des Daseins“ (illustriert mit einer Lilie) und Hera Linds „Gefangen in Afrika“ hat sich der Autor dann für Hera Lind entschieden. Ein Eselsohr zeigt für den nächsten Besuch an, wo man weiterlesen muss. So lecker und intellektuell ist doch kaum ein Imbiss in der Hauptstadt. Es sei denn, sie haben einen noch besseren Tipp.
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Bewertung: 4 von 5 Punkte!
Köfte 61, Gneisenaustraße 16, 10961 Berlin, geöffnet täglich 11 bis 0 Uhr.