Wer nicht aufisst, zahlt: All-you-can-eat-Restaurants führen Strafgebühr ein
Einige Restaurants mit Büfett-Angebot bitten ihre Gäste jetzt zur Kasse, wenn diese viele Essensreste zurücklassen. Wird das in der Gastronomie zur Regel?

Neulich auf Instagram: Das Video einer Nutzerin zeigt einen Kameraschwenk über ihren Speiseteller. Sie sei gerade in einem Restaurant, das ein All-you-can-eat-Büfett anbietet, sagt eine Frauenstimme aus dem Off. „Habe nicht aufgegessen und jetzt soll ich eine Strafe zahlen. Wie findet Ihr das?“
Vermutlich hat sich die Instagram-Nutzerin von ihren Followerinnen und Followern viel Beistand versprochen. „Das geht doch nicht“, „unverschämt“, „da würde ich nie wieder hingehen“ und ähnliche Solidaritätsbekundungen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Über die Strafe müsse sie sich doch wohl kaum wundern, so die mehr oder weniger einhellige Meinung in den Kommentaren.
Dass die Restaurantbesucherin sozusagen ein Extremfall ist, hat sie selbst unter Beweis gestellt. Denn auf ihrem sorgsam abgefilmten Teller stapeln sich die panierten Fleischstücke, von denen sie jeweils nur wenige Bisse genommen hat; Schnitzel, Kottelets, Hühnerbeine – ein halber Bauernhof, könnte man sagen. Jedenfalls waren die Augen hier ganz offensichtlich größer als der Hunger.
Ein niedersächsisches Restaurant hat auf ähnliche Vorfälle nun reagiert und damit für Schlagzeilen gesorgt: Jeden Monat würden durch die Selbstüberschätzung einiger Gäste am All-you-can-eat-Büfett Lebensmittel im Wert von 2000 bis 3000 Euro weggeworfen, sagte Zi Ye, der Manager des Asia-Restaurants Fang in Rhauderfehn, dem NDR. „Ich möchte das nicht mehr“, deswegen habe man vor kurzem eine Strafgebühr von 10 Euro für nicht aufgegessene Büfett-Teller eingeführt.
Im Restaurant Fang weist die Gäste Medienberichten zufolge ein Aufkleber auf die neue Regel hin: „Lieber öfter etwas auftun als verschwenden“, steht darauf; es gehe ihm nicht darum, durch die Strafgebühr Mehreinnahmen zu machen, wird Zi Ye vom NDR zitiert, er wolle das Verhalten der Gäste verändern. Schließlich seien unverhältnismäßig viele Reste nicht nur für das Restaurant, sondern auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit ärgerlich.
3,50 Euro Strafe je 100 Gramm Speisereste
Auch wenn das Fang in Rhauderfehn durch seine kürzlich eingeführte Strafregelung aktuell deutschlandweit Schlagzeilen macht – neu ist diese Idee nicht. Eine Hotellerie in Wilhelmshaven habe schon vor rund fünf Jahren eine ähnliche Regelung eingeführt, berichtet der Spiegel, außerdem habe ein weiteres Restaurant in der niedersächsischen Stadt vor einem halben Jahr eine Strafgebühr im Kampf gegen die Verschwendung eingeführt.
Im Asia Oriental Gourmet, das ebenso All-you-can-eat-Büfett anbietet, würden demnach monatlich auf den Büfett-Tellern liegengebliebene Lebensmittel im Wert von 1000 Euro weggeworfen – dort müssen unbelehrbare Gäste nun 3,50 Euro pro 100 Gramm Speisereste zahlen. „Es hat geholfen“, wird der Restaurantleiter Robert Jacobs zitiert – seit einem halben Jahr weist ein Schild auf die drohende Strafe hin, durchgesetzt werden musste sie seitdem noch nie.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) will laut dem Bericht trotzdem nicht von einem Trend in der Branche sprechen. Entsprechende Regelungen würden nur vereinzelt eingeführt – und das auch nur in Gaststätten mit einem entsprechenden Büfett-Angebot. Im Bereich der À-la-carte-Verköstigung sei so ein Vorgehen nicht denkbar. Ob die Einführung einer Strafgebühr überhaupt rechtens ist, sei noch nicht ganz klar.
Die neue Regel des Restaurants Fang in Rhauderfehn schließt übrigens ein kurioses Zugeständnis an die satten Gäste ein: Wer von seinem vollen Büfett-Teller wenigstens noch probiere, komme um die Strafe herum, heißt es beim Spiegel. Wer sich auch dagegen sperrt, muss demnach allerdings mit rabiaten Maßnahmen rechnen: Als sich eine Frau geweigert habe, die 10 Euro zu bezahlen oder ihr liegen gebliebenes Essen noch mal anzurühren, wurde ihr und ihren Begleitungen Hausverbot erteilt. Allein an ihrem Tisch seien an dem Abend rund 50 Liter Abfall zurückgeblieben, behauptet der Restaurantmanager Zi Ye.