Hostaria del Monte Croce: Vielleicht das beste italienische Restaurant in Berlin

Die Hostaria del Monte Croce ist ein absoluter Geheimtipp und Kreuzbergs vielleicht bester Italiener, obwohl es das Restaurant schon seit Jahrzehnten gibt.

Ein bisschen Italien in Kreuzberg: Die Hostaria del Monte Groce in der Mittenwalder Straße.
Ein bisschen Italien in Kreuzberg: Die Hostaria del Monte Groce in der Mittenwalder Straße.Fanny Duelli

Wer einmal in Italien war, der weiß, dass sich die authentischsten Restaurants des Landes oft nicht gar nicht besonders herausputzen. Kein Schnickschnack, mal sind es umfunktionierte Wohnzimmer mit Blick in die Küche und Familienanschluss, mal eine schlichte Terrasse mit ein paar Tischen, oft erahnt man sie von der Straße aus kaum, manchmal auch gar nicht.

Hinter diesen Mauern werden die besten Pappardelle Kreuzbergs gekocht.
Hinter diesen Mauern werden die besten Pappardelle Kreuzbergs gekocht.Marcus Weingärtner

Diesem Credo folgt auch die Hostaria del Monte Croce in Kreuzberg. An der bemalten Toreinfahrt der Mittenwalder Straße 6 weist nur ein kleines Metallschild auf das Restaurant im 2. Hinterhof. Im ersten Hof stehen viele Räder, dahinter dann ein großer leerer Platz, mehr Graffiti und rechts eine efeubewachsene Remise, vollkommen unauffällig. Und wären da nicht die Lampions, so würde man an diesem noch recht frischen Frühlingsabend nicht auf die Idee kommen, dass sich hier seit 35 Jahren eines der besten Restaurants der Stadt befindet und wohl der beste Italiener in diesem Kiez.

Damit geht’s los: Antipasti misti di verdure, dazu Brot, Wasser, Wein.
Damit geht’s los: Antipasti misti di verdure, dazu Brot, Wasser, Wein.Marcus Weingärtner

Das Abendessen als zentrale Mahlzeit

Die Hostaria selbst vergleicht sich mit einem italienischen Landgasthaus und das trifft es: Rustikal und unprätentiös verbirgt sich da an der Peripherie des Bergmannkiezes, der wirklich nicht arm an Restaurants ist, ein Lokal, das auf internationalem Niveau kocht. Es gibt pro Monat ein Menü, zwei Sorten Wein, rot und weiß, sowie Wasser, Espresso und Digestif inklusive – sieben Gänge für 69 Euro, das ist angemessen. Die Gänge sind nicht zu mächtig, ganz, wie man es auch in Italien erwarten würde: kleine Portionen, die über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden auf den Tisch kommen und das Abendessen so zur Hauptmahlzeit machen.

Rustikal ohne kitschige Folklore – der vordere Gastraum der Hosteria.
Rustikal ohne kitschige Folklore – der vordere Gastraum der Hosteria.Marcus Weingärtner

Der Mai steht auch in der Hostaria im Zeichen des Brandenburger Spargels, hier grün und weiß. Im dritten Gang, nach frittierten Gnocchi mit verschiedenen Käsesorten (ein Traum!), wird er als Salat mit Bärlauch und hauchdünn geschnittenem Kochschinken serviert, später dann in seiner weißen Variante mit Bio-Pappardelle.

Dem Spargel eine Chance

Besonders der weiße Spargel ist ein Genuss, wenn er mal nicht – wie so oft – von einer pappigen Hollandaise erdrückt wird. In der Hostaria del Monte Croce ist er von einem leicht süßlichen Aroma, kein bisschen holzig an den dicken Enden und vor allen Dingen fehlt der bittere Geschmack, den Spargel gerne mal hat, wenn er zu nah an der Wurzel geschnitten wurde. Die Pappardelle  haben exakt die richtige Bissfeste und verbinden sich interessanterweise perfekt mit dem Spargelsud und dem Geschmack der dazu gereichten Kräuterseitlinge. Sollte Spargel nicht Ihr favorisiertes Frühlingsgemüse sein, so geben Sie ihm noch in diesem Monat in der Hostaria eine Chance!

Maishühnchen mit Frühlingssalat in der Hostaria del Monte Croce
Maishühnchen mit Frühlingssalat in der Hostaria del Monte CroceMarcus Weingärtner

Der Hauptgang ist ein butterweiches Maishühnchen mit einem Frühlingssalat, keine Sehne, kein Fitzelchen Fett stören den Genuss, und besser kann es eigentlich kaum noch werden an diesem Abend. Den Dessertgang bildet eine Erdbeer-Rhabarber-Pavlova, ein Früchtetörtchen in einem Glas, nicht zu süß, nicht zu mächtig, perfekt als Abschluss des Menüs, natürlich mit einem doppelten Espresso.

Auf den Digestivo, den klassischen Verdauungsschnaps, verzichten wir. Es gab schon ordentlich Weißwein, den man sich nach der ersten Karaffe an einem großen Fass im vorderen Gastraum, einer Art Loggia mit einer langen Tischreihe, selbst zapfen darf. Was gibt es noch zu sagen über diesen kulinarisch rundum  gelungenen Abend? Der Service ist genauso toll wie das Menü, herzlich, schnell und überhaupt nicht aufdringlich. Dass die Hostaria del Monte Croce nach wie vor als Geheimtipp gehandelt wird, kann nur an ihrer an ein Speakeasy erinnernden Lage liegen. Was aber vielleicht auch ein Glück ist, denn sonst wäre das kleine Restaurant sicherlich immer bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Wertung: 4 von 5


Hosteria del Monte Croce, Mittenwalder Straße 6, 2. Hinterhof, 10961 Berlin. Tel.: 69 43 968. www.hostaria.de. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 18–22 Uhr

Menü inklusive Getränke, 69 Euro. Nur Barzahlung. Das Menü für den jeweiligen Monat auf der Website einsehbar. Eine vegetarische Variante kann vorbestellt werden.